Der Vorsitzende der Tarifkommission des agvChemie, Dieter Freitag, erklärt dem SWR die Position der Arbeitgeber (Foto: ChemieBW)
Die Tarifverhandlungen zwischen den baden-württembergischen Chemie-Arbeitgebern und der Gewerkschaft wurden ergebnislos vertagt. In mehr als dreistündigen Diskussionen am Donnerstag in Karlsruhe machte der Arbeitgeberverband Chemie Baden-Württemberg deutlich, dass es nach den hohen Abschlüssen in den Vorjahren so nicht weitergehen könne.
Die baden-württembergischen Tarifverhandlungen beginnen am Donnerstag in Karlsruhe. Chemie-Hauptgeschäftsführer Thomas Mayer dazu heute: die Verhandlungen müssen einen Beitrag zur Standortsicherung der überwiegend mittelständischen Chemie-, Pharma- und Lackunternehmen in Baden-Württemberg leisten: „Schwerwiegend ist, dass die Lohnstückkosten in der chemischen Industrie in den vergangenen vier Jahren um 20 Prozent gestiegen sind. Derzeit stagniert die Produktivität. Da sind starke Entgelterhöhungen einfach nicht drin.“
Will ein Unternehmen langfristig erfolgreich sein, braucht es innovative und wettbewerbsfähige Produkte. Das wissen auch die Chemie-Unternehmen und investieren deshalb mehr Geld und Zeit in Weiterbildung als der Durchschnitt des Verarbeitenden Gewerbes.
Die Unternehmen der chemisch-pharmazeutischen Industrie investieren deutlich mehr Geld und Zeit in Weiterbildung als der Durchschnitt des Verarbeitenden Gewerbes. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln) im Auftrag des Bundesarbeitgeberverbandes Chemie (BAVC).
Die Forderung ist "vollkommen unrealistisch": die Chemie-Arbeitgeber in Baden-Württemberg fordern in der Tarifrunde 2015 (Twitter-Hashtag #chemie2015) eine an Produktivität und Inflation ausgerichtete Entgelterhöhung.
In der Tarifrunde fordert die Gewerkschaft IG BCE mehr Geld und weniger Arbeitszeit für Ältere. „Dafür haben wir keinen Spielraum“, kontert Dieter Freitag von den Chemie-Arbeitgebern in Baden-Württemberg.
Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung - die fünf Wirtschaftsweisen - haben in ihrem jüngsten Bericht die Entwicklung im zu Ende gehenden Jahr als unbefriedigend bezeichnet. 2015 werde die Wirtschaft nur schwach wachsen.
Unter dem Twitter-Hashtag #chemie2015 können die News zur Tarifrunde verfolgt werden (https://twitter.com/search?q=%23chemie2015).
Mit ihrer im November beschlossenen Forderungsempfehlung weckt die IG BCE falsche Erwartungen an die Chemie-Tarifrunde 2015. Das schwache Wachstum einerseits und die demografische Entwicklung andererseits machen klar: Der Verhandlungsspielraum ist begrenzt. Die Arbeitgeber fordern wirtschaftliche Vernunft vom Verhandlungspartner.
Der BAVC appelliert an die wirtschaftliche Vernunft der IG BCE: bei stagnierender Produktivität und "Inflation im Null-Komma-Bereich" gebe es keinen Verteilungsspielraum für die von der Gewerkschaft geforderten 4 bis 5 Prozent.
Zum dritten Quartal 2014 bleibt die Chemie im Land hinter dem verarbeitenden Gewerbe zurück (Daten: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg).
Die Umsätze in der Chemie im Land sind von Januar bis September um 2 Prozent gestiegen. Gleichzeitig haben die Unternehmen 1,1 Prozent mehr Mitarbeiter. Damit ist die Branche schwächer gewachsen als die Gesamtindustrie im Land.
Arbeit ist in der Chemie-Branche in den letzten Jahren deutlich teurer geworden. Auch 2013 sind die Chemie-Arbeitskosten je Stunde erneut spürbar gestiegen, wie aus aktuellen Berechnungen des Bundesarbeitgeberverbands Chemie (BAVC) hervorgeht.