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Schwierige Situation der Chemie- und Pharmaunternehmen in Baden-Württemberg vor der Tarifrunde 2024
Jahresmedienkonferenz der Verbände ChemieBW: Umsätze sinken / Beschäftigung wächst / Aussichten schwach
Stuttgart, 7. Februar 2024. Die Chemie- und Pharmaindustrie in Baden-Württemberg musste 2023 einen Produktionsrückgang von 1,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr verbuchen. Die Umsätze sanken um 0,2 Prozent. Die Zahl der Beschäftigten wuchs noch um 3,8 Prozent. Für die Verbände Chemie.BW ist das eine schlechte Ausgangsbasis für das Jahr 2024, wie sie am Mittwoch in Stuttgart mitteilten. Patrick Krauth, Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes Chemie Baden-Württemberg (agvChemie), verwies auf die anstehende Tarifrunde und sagte: „Die Chemie ist im Krisenmodus. Deshalb darf die Tarifrunde 2024 unsere Branche nicht weiter belasten.“ Die Verbände rechnen für 2024 mit einem Umsatzminus von 3 Prozent und einem weiteren Produktionsrückgang um 1 Prozent für Baden-
Württemberg.
Die Chemie-Arbeitgeber halten die Forderung der Gewerkschaft angesichts der Zahlen und Aussichten für überzogen: „Wir haben in der Chemie einen Produktionsrückgang, deutliche Umsatzeinbrüche, bei Pharma sind die Nachholeffekte des schwachen Jahres 2022 aufgebraucht“, so Krauth weiter. Die Inflation sei wieder auf dem Rückzug - und durch den Tarifabschluss vor zwei Jahren seien mit der Entgelterhöhung Anfang 2024 und der Inflationsausgleichszahlung etwaige Reallohnverluste überkompensiert worden: „Es gibt nichts nachzuholen oder zu verteilen. Wir brauchen intelligente, auf die Zukunft der Unternehmen und Arbeitsplätze ausgerichtete Lösungen in dieser Tarifrunde!“ Aus der aktuellen Unternehmensumfrage geht hervor, dass die Gewinne bei gut siebzig Prozent der Unternehmen stagnieren oder sinken werden. Das wirke sich, so Krauth, auf die Investitionen aus: Ein Drittel der Unternehmen wolle 2024 nur noch auf dem Niveau des Vorjahres investieren. Knapp 40 Prozent müssen ihre Investitionen zurückfahren.
Für den Verband der Chemischen Industrie Baden-Württemberg (VCI BW) ist weiterhin die Transformation der Chemie- und Pharmabranche in Sachen Energie eine große Herausforderung: „Bei diesem Mammutprojekt bleibt die Wettbewerbsfähigkeit auf der Strecke, und die Politik ändert ständig die Spielregeln“, kritisierte Martin Haag, Vorsitzender des VCI BW. Er verwies auf die Unternehmensumfrage: Die überbordende Bürokratie könne von den mittelständischen Unternehmen in der Chemie- und Pharmabranche nicht mehr bewältigt werden (80 Prozent der Unternehmen haben weniger als 500 Beschäftigte). Haag forderte in diesem Zusammenhang von der Politik eine Richtungsänderung: "Wir brauchen eine 'Offensive 2030', damit der Industriestandort Deutschland wieder in Schwung kommt."
Die Personalsituation in der Branche sehen die Verbände als durchwachsen an: Die Ausbildungszahlen sind im vergangenen Jahr auf ein Rekordniveau gestiegen. Allerdings plant ein Viertel der Unternehmen 2024 einen Personalabbau.
Die ausführlichen Daten und Tabellen, u. a. auch Ergebnisse der Unternehmensumfrage, sind oben verlinkt.