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Chemie ohne gefährliche Stoffe - kann das funktionieren?
Die Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit sieht Maßnahmen mit weitreichenden Auswirkungen für die gesamte Chemische Industrie vor. Das EU-Parlament forderte sogar die Abschaffung aller gefährlichen Stoffe. Davon wären nicht nur die Produzenten der Rohstoffe, sondern auch Formulierer, wie die Hersteller von Farben und Lacken betroffen. "Sollte das alles wie geplant umgesetzt werden, würde es die Branche vor gewaltige Herausforderungen stellen und – entgegen den Zielen des Green Deals - die Herstellung vieler nachhaltiger Produkte erschweren“, erläutert Dr. Christof Walter, beim Verband der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie (VdL) Referent für die Bereiche Biozide, Druckfarben und Produktinformationen.
Nach Meinung des VdL liegt hier ein mangelndes Verständnis für die Grundlagen der Chemie und die Bewertung des Risikos durch chemische Stoffe vor: Unstrittig ist, dass Arbeitnehmer, Verbraucher und Umwelt vor gefährlichen Chemikalien geschützt werden müssen. Aber was bedeutet "gefährlich"? Typischerweise sind damit Stoffe gemeint, die nach der Chemikaliengesetzgebung so eingestuft sind. Dies würde jedoch alle physikalischen Gefahrenklassen, wie z.B. „entflammbar“ umfassen. Es finden sich zusätzlich sehr viele Stoffe, die auch künftig in hohen Mengen für nachhaltige Produkte benötigt werden, und sicher verwendet werden können. Und: Um neue Stoffe oder Hochleistungsmaterialien zu entwerfen, müssen chemische Reaktionen stattfinden. Die dafür benötigten Reagenzien haben notwendigerweise eine gewisse Reaktivität, und reaktive Chemikalien gehören typischerweise einer oder mehreren Gefahrenklassen an. Chemie und chemische Forschung ist ohne Gefahrstoffe kaum denkbar.
Nachhaltigkeit ist komplex und muss gesamtheitlich betrachtet werden. Eine Einengung des Begriffes auf die Eigenschaften von Stoffen, wie er in der Chemikalienstrategie propagiert wird, ist kontraproduktiv, unwissenschaftlich und steht den Zielen des Green Deal entgegen, stellt der VdL fest.
Ausführliche Informationen zu diesem Thema finden sie unter www.wirsindfarbe.de