Pharma

Mit HIV alt werden - Pharma-Unternehmen machen große Fortschritte in der AIDS-Therapie

21.02.2024

Eine Tablette am Tag - damit lässt sich das Humane Immundefizienz-Virus (HIV) meist in Schach halten. Die Immunschwächekrankheit AIDS bricht bei einer frühzeitigen und konsequenten Therapie gegen HIV nicht aus. Im Laufe der Jahre hat die pharmazeutische Industrie verschiedene Wirkstoffe gegen HIV entwickelt, die meist gut verträglich und einfach zu handhaben sind. Und es wird weiter geforscht: an neuen Anwendungsformen, an einer Impfung gegen HIV und zum Einsatz der sogenannten Genschere. "Die Betroffenen können mit HIV alt werden, ohne an AIDS zu erkranken", sagt Dr. Matthias Wilken, Apotheker und Geschäftsführer Market Access beim Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e.V. (BPI).

Vor 40 Jahren wurde das HI-Virus entdeckt. Es schädigt oder zerstört bestimmte Zellen des Immunsystems. Unbehandelt kann eine HIV-Infektion zur Immunschwächekrankheit AIDS ("Acquired Immunodeficiency Syndrome") führen und tödlich verlaufen: Das geschwächte Immunsystem kann dann selbst harmlose Keime und Viren nicht mehr bekämpfen. Weltweit haben bisher rund 40 Millionen Menschen an den Folgen von AIDS ihr Leben gelassen. "Doch dank der zahlreichen Therapieverbesserungen im Bereich der HIV-Therapeutika hat sich HIV von einer tödlichen zu einer chronischen Erkrankung entwickelt", sagt BPI-Experte Wilken.

Arzneimittel gegen HI-Viren

Seit dem ersten Arzneimittel gegen HIV im Jahr 1987 hat sich viel getan: Inzwischen stehen verschiedene Wirkstoffe für eine Therapie zur Verfügung. "Die Arzneimittel verhindern die Vermehrung des Virus im Körper", erklärt Wilken. "Dafür setzen sie an verschiedenen Stellen an: Sie verhindern zum Beispiel, dass HIV sein Erbgut in die Körperzellen einbaut. Oder sie lassen gar nicht erst zu, dass das Virus in die Zelle eindringt." In Deutschland leben über 90.000 Menschen mit HIV.  

Neue Anwendungsformen

Meistens nehmen die Betroffenen eine Kombination von drei Wirkstoffen ein, damit die Behandlung so effektiv wie möglich verläuft. Seit Kurzem sind auch Depotpräparate auf dem Markt: sie müssen nur alle ein bis zwei Monate gespritzt werden. Zudem entwickeln pharmazeutische Unternehmen neue Anwendungsformen, wie Implantate oder Mikronadelpflaster, die über lange Zeit hinweg die Wirkstoffe freisetzen. "Voraussetzung für ein möglichst beschwerdefreies Leben mit HIV ist eine frühe Diagnose", betont Wilken. "Das bedeutet auch: Nach risikoreichen Situationen sollten sich Menschen auf HIV testen lassen."

Genschere und Impfung

Patientinnen und Patienten müssen die Therapeutika bisher lebenslang einnehmen, denn die Arzneimittel können das Virus nicht vollständig aus dem Körper entfernen. "HIV nistet sich in das Erbgut von Immunzellen ein und ist dort vor Arzneimitteln geschützt", erklärt Wilken. Hört man auf, die Therapeutika zu nehmen, kann die Infektion jederzeit wieder aufflammen. Große Hoffnung setzt die Forschung daher in die sogenannte Genschere: Mit ihrer Hilfe sollen die Viren in ihrem Versteck aufgespürt und ihr Erbgut aus der DNA der menschlichen Zellen herausgeschnitten werden.

Genauso bestechend ist der Ansatz einer Impfung: Die Forschung zu HIV-Impfstoffen hat durch die rasante Entwicklung von Impfstoffen gegen Corona, genauer SARS-CoV-2 profitiert. Doch noch immer bereitet den Forscherinnen und Forschern die HIV-Impfung Kopfzerbrechen, denn es existieren unzählige Formen des Virus, das geschickt darin ist, sich vor dem Immunsystem zu verstecken. Doch Studien im Tiermodell sind bisher vielversprechend.

Schutz vor Ansteckung: die Prä-Expositions-Prophylaxe

Schutz vor Ansteckung mit HIV gibt die sogenannte Prä-Expositions-Prophylaxe, kurz PrEP oder manchmal auch HIV-PrEP. Bei einer PrEP nehmen HIV-negative Menschen mit einem erhöhten Ansteckungsrisiko ein Medikament, meist in Tablettenform, ein. Dieses hindert HIV daran, sich zu vermehren, wenn das Virus in Zellen eindringt, was die Ansteckung unmöglich macht. Dazu muss jedoch erst eine ausreichende Menge der Wirkstoffe im Körper vorhanden sein. Das erste PrEP-Medikament wurde 2016 in der EU zugelassen. Seit dem 1. September 2019 haben Menschen mit einem erhöhten HIV-Infektionsrisiko in Deutschland einen gesetzlichen Anspruch auf ärztliche Beratung, Untersuchung und Arzneimittel zur Vorsorge. 

Weiterführende Informationen unter: https://www.bpi.de