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Arzneimittelengpässe: Dauerhafte Lösungen sind überfällig - aber mit weniger Bürokratie und die Patienten im Blick

Pharmaverbände appellieren an die Politik

16.06.2023

Der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) und der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e.V. (BPI) äußern sich zu den Arzneimittelengpässen und betonen die Notwendigkeit langfristiger und struktureller Lösungen. Der vfa fordert eine größere Vielfalt in den Lieferbeziehungen und ein effektives Frühwarnsystem, während der BPI auf eine neue Ausschreibungspraktik und Inflationsausgleich für eine langfristig gesicherte Arzneimittelversorgung hinweist.

Der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) bringt die Sichtweise ein, dass langfristige und strukturelle Lösungen notwendig sind, um Arzneimittelengpässe zu vermeiden. In einer Expertenanhörung im Bundestag diskutiert der vfa die Bedeutung einer vielfältigeren Lieferbeziehung und eines umfassenden Frühwarnsystems, um drohende Engpässe frühzeitig zu erkennen und zu reagieren. Zudem betont der vfa die Wichtigkeit einer innovativen und wettbewerbsfähigen Pharmaproduktion in Deutschland und Europa, um die Versorgung und technologische Unabhängigkeit zu gewährleisten.

Der vfa hat bereits zu Jahresbeginn einen Fünf-Punkte-Plan vorgelegt, der Maßnahmen wie die Einrichtung eines Frühwarnsystems, die Prüfung der Lieferketten, die Förderung der Diversifikation der Produktionsstrukturen und die Schaffung strategischer Produktionsreserven umfasst.

Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e.V. (BPI) sieht trotz einiger richtiger Ansätze im Gesetzesentwurf des Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfung und Versorgungsverbesserungsgesetzes (ALBVVG) keine weitreichende Verbesserung der Arzneimittelversorgung. Der BPI betont die Notwendigkeit einer umfassenden und strukturell tiefgreifenden Strategie, um eine langfristig gesicherte Arzneimittelversorgung zu gewährleisten.

Der BPI empfiehlt unter anderem eine neue Ausschreibungspraktik bei Rabattverträgen der Krankenkassen für alle Arzneimittel der Grundversorgung und die Streichung der automatischen Substitution biotechnologischer Arzneimittel in der Apotheke. Weiterhin plädiert der BPI für Inflationsausgleich, Inflationsbereinigung des Festbetragsmarktes und weitere Incentivierungsmodelle im Bereich der Reserveantibiotika.

In einer aktuellen Stellungnahme fordert der BPI eine größere Vielfalt in den Lieferbeziehungen und die Möglichkeit flexibler Reaktionen bei unterbrochenen Lieferketten. Nur so können die Probleme in den Griff bekommen werden. Erweiterte Melde- und Bevorratungspflichten hingegen würden zu mehr Bürokratie, Ineffizienz und zusätzlichen Kosten führen und keine Lösung für Engpässe bieten.