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Wie ein Spezialist von Wolman Holzschutzmittel weiterentwickelt

13.07.2023

Sinzheim. „Man muss spielerisch die Dinge ausprobieren“, sagt Dr. Kevin Waibel. Das sei „eine wichtige Voraussetzung“ für seinen Job als Laborleiter bei dem Holzschutz-Spezialisten Wolman Wood and Fire Protection.

Das Unternehmen entwickelt, produziert und vertreibt in Sinzheim Holzschutzmittel für den industriellen Einsatz. „Unsere Produkte verlängern den Lebenszyklus von lokalen Holzarten wie Fichte oder Kiefer um ein Vielfaches“, erklärt der 29-Jährige. Er ist von der Nachhaltigkeit des Baumaterials überzeugt: „Es trägt dazu bei, auch heimische sowie Regen- und Urwälder zu schützen.“ Im Rahmen des Green Deals der EU soll als Baumaterial mehr Holz verwendet werden: „So lassen sich enorme Mengen CO2 einsparen. Die werden sonst bei der energieintensiven Produktion von Zement, Beton oder Stahl freigesetzt“, so Waibel.

Doch der älteste Baustoff des Menschen ist trotz vieler positiver Eigenschaften als organisches Produkt nicht dauerhaft. Der Zahn der Zeit nagt an hölzernen Terrassen, Zäunen, Fassadenverkleidungen oder Spielplatzgeräten, wenn sie nicht behandelt werden. Pilze zersetzen den Baustoff, Insekten fressen ihn auf, Feuchtigkeit und UV-Strahlung greifen ihn an.

Terrassendielen, Strommasten und Holzachterbahnen schützen

Dagegen kämpft Waibel an: Er arbeitet im Forschungslabor an Imprägnierungen von Bauholz, Außenholz wie Terrassendielen oder Strommasten sowie dem temporären Schutz von Schnittholz. Auch stark beanspruchte Holzachterbahnen in Freizeitparks – wie Rust und Tripsdrill – trotzen dank Wolman- Holzschutz widrigen Einflüssen. „Meine Arbeit ist eine Gratwanderung“, sagt er. „Einerseits müssen die Produkte wirksam gegen schädliche Einflüsse sein, andererseits dürfen sie die Umwelt nicht belasten und müssensicher für den Anwender und Endkunden sein.“

Entscheidend für die Wirksamkeit ist die Basis der Formulierung der aktiven Substanzen: „Die kann man nicht googeln!“ Deshalb arbeitet Waibel eng mit anderen Abteilungen zusammen, entwickelt neue Rezepturen, passt Produkte an, verändert Anforderungen und testet alles mit Kollegen im Technikum.

Dort gibt es auch eine kleine Anlage zur Kesseldruckimprägnierung. Hier wird das Holzschutzmittel in den Werkstoff eingebracht. Waibel: „Die Struktur des Holzes ähnelt der eines Schwammes, mit Zellhohlräumen und Zellwänden. Im Vakuum wird die Luft aus den Zellhohlräumen entfernt und Platz für das Schutzmittel geschaffen, das dann unter Druck tief in das Holz eingebracht wird.“ Die Schutzmittel im Holz sind fixiert und können durch Witterung oder Bodenfeuchtigkeit nicht ausgewaschen werden.

Bis zur Marktreife benötigt ein Produkt bis zu zwölf Jahre

Um neue, nachhaltige Möglichkeiten des Holzschutzes zu recherchieren, verbringt er viel Zeit am Computer. Der Wissenschaftler ist im ständigen Gespräch mit einem biologischen Prüflabor und Materialprüfanstalten. Gemeinsam mit dem Produktmanagement und dem Marketing entwickelt er zukunftsfähige und marktgerechte Lösungen für die Anwender: „Schäumt ein Produkt beispielsweise beim Kunden zu stark, ist es meine Aufgabe, das abzustellen“, erklärt er. Aufgrund strenger gesetzlicher Vorgaben (Biozidprodukte-Richtlinie) sind die Hürden hoch: Bis ein Produkt marktreif und zugelassen ist, kann es zehn bis zwölf Jahre dauern.

„Man kann die Zutaten nicht einfach austauschen“, erklärt er. Das kann der Chemiker auch aus seinen Erfahrungen nach Feierabend bestätigen: „Beim Kochen und Backen nehme ich Rezepte genau unter die Lupe – wenn ich in einem Kuchen weißen Zucker durch Birkenzucker ersetze, erhalte ich ein anderes Ergebnis. Mich fasziniert das – am Ende ist alles Chemie!“

Nachgefragt

Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?

Die Chemie erklärt viele Zusammenhänge, sie verbindet viele verschiedene Disziplinen. Das hat mich schon früh gepackt. Ich will den Dingen auf den Grund gehen und habe deshalb in Chemie promoviert.

Was reizt Sie am meisten?

Die spannende Zusammenarbeit mit Menschen aus unterschiedlichen Bereichen wie Marketing, Vertrieb oder der Anwendungstechnik.

Worauf kommt es an?

Man muss kreativ sein und Ideen haben, um trotz veränderter Anforderungen, Rahmenbedingungen oder neuer Vorschriften möglichst nachhaltig formulieren zu können.

Autor: Andrea Veyhle