Aktiv
Wie ein Produktmanager beim Traditionsunternehmen Bauder Innovationen vorantreibt
Stuttgart. „Der Markt verändert sich ständig, die Anforderungen an Baumaterialien sind im Wandel, nachhaltige und ökologische Baustoffe sind gefragter denn je“, sagt Ekkehard Fritz. Seit mehr als 40 Jahren hat der gelernte Zimmerer und Holztechniker mit Dächern zu tun, davon 35 beim Dachsystem-Spezialisten Paul Bauder in Stuttgart. Hier betreut der Manager die Produkte rund um das Steildach, also Dächer mit mehr als zehn Grad Neigung. Dazu gehören flexible Steildachbahnen aus Bitumen und Kunststoff: Die verhindern, dass Feuchtigkeit eindringt. Aber auch Systeme zur Wärmedämmung und das passende Zubehör wie Dampfbremsen und Befestigungsmaterial.
Dämmplatten aus Biomasse und Recycling-Rohstoffen
Die steigende Nachfrage nach ökologischen Baustoffen bedient Bauder mit Produkten aus Biomasse und Recycling-Rohstoffen. Die Entwicklung solcher Materialien ist kniffelig, schließlich muss das neue Produkt dieselben Eigenschaften haben wie bewährte Systeme: „Es muss sich gut verarbeiten lassen, und auch die Kosten muss man im Auge behalten!“, erklärt Fritz. Der 62-Jährige arbeitet eng mit allen Ansprechpartnern zusammen – vom Architekten über Techniker und Entwickler bis hin zu Marketing-Spezialisten. Bei ihm laufen die Fäden zusammen: „Ein Architekt hat andere Dinge im Blick als die Bauherrin“, sagt er. „Bauphysikalische Eigenschaften spielen genauso eine Rolle wie Wohnkomfort und die Kosten.“
Die jüngste Innovation sind die BauderECO-Platten: „Der Dämmkern besteht zu gut 60 Prozent aus Pflanzenstängeln, Pflanzenblättern und ausgedroschenen Maiskolben“, erklärt Fritz. „Das alles wird zu Biogas umgewandelt und dann als Rohstoff für Grundstoffe genutzt.“ Für die Stabilität der Platten sorgt eine feste Deckschicht um den Kern: „Sie ist aus vermahlenen Muschelschalen, die als Abfall in der Lebensmittel-Industrie anfallen.“ Im Inneren der Platten sind winzige, wärmedämmende Gasbläschen, sogenannte Zellen, eingeschlossen. Sie verhindern den Luftaustausch und wirken so isolierend.
Seine Tipps werden auch gerne bei schwierigen Fällen gehört, etwa komplizierten Altbausanierungen: „Ich biete technische Beratung an und helfe bei der Auswahl geeigneter Materialien.“ Wie bei einem Gebäude in Bayern, dessen Dachstuhl aus Metall statt aus Holz war. Oft erlebe man Überraschungen, wenn man ein altes Dach aufmacht: „Normalerweise wird Baumaterial aus der Region verwendet, wie Holz oder auch Reet in Norddeutschland.“ Warum bei dem Haus in Bayern massive Stahlträger verwendet wurden, ließ sich nicht herausfinden: „Vielleicht hatte der Besitzer gute Kontakte zu einem Metallbauer.“
Versierter Autoschrauber, Gärtner und Hobby-Imker
Fritz fand hier eine Lösung. Fragen beantworten, technische Zusammenhänge erklären – daran hat er Freude, beruflich wie privat. Er besitzt mehrere Oldtimer: „Beim Schrauben vergesse ich alles“, sagt er lachend. „Auf die alten Autos werde ich oft angesprochen, etwa beim Tanken.“ Zudem kümmert sich der Besigheimer um Streuobstwiesen und besitzt mehrere Bienenvölker.
Auch dabei gibt es Anknüpfungspunkte zu seiner Arbeit: „Es ist faszinierend, wie ein Bienenstaat organisiert ist“, erzählt er. „Jede Biene hat ihre Rolle, und alle verfolgen ein gemeinsames Ziel.“ Ganz ähnlich wie bei seiner Arbeit, wo ja auch viele Rädchen ineinandergreifen müssen. „Ohne Kommunikation geht nichts – und ich teile meine Erfahrung gern mit Kollegen, Handwerkern und Kunden.“
Nachgefragt
Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?
Nach dem Gymnasium wollte ich nicht studieren. Sondern einen Beruf erlernen, bei dem ich etwas mit meinen Händen arbeite. Ein Freund nahm mich mit auf eine Baustelle und zeigte mir, wie ein Zimmerer arbeitet. Ich habe dann diese Ausbildung gemacht und nach einigen Jahren den Holztechniker noch draufgesattelt.
Was reizt Sie am meisten?
Man hat ständig mit neuen Herausforderungen zu tun, kein Tag ist wie der andere. Und ich kann meine Erfahrung einbringen!
Worauf kommt es an?
Man muss neugierig sein. Wichtig ist auch das Umfeld. Ich arbeite in einem Unternehmen, in dem jedem Mitarbeiter viel Vertrauen und Wertschätzung entgegengebracht wird.
Autor: Andrea Veyhle