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Wie ein Azubi von Procter & Gamble Digitalisierung sichtbar macht

22.07.2019

Crailsheim. Seinen Laptop hat Nico Köhler fast immer dabei, wenn er in den Gängen des Procter & Gamble-Werks unterwegs ist. Der 23-Jährige hat gerade das erste Jahr seiner Ausbildung zum Fachinformatiker für Systemintegration absolviert. In Crailsheim produziert das Unternehmen Damenhygiene-Produkte wie Binden und Slipeinlagen („always“) sowie Staubwischer und Reinigungstücher („Swiffer“) – und setzt dabei konsequent auf Digitalisierung und Industrie 4.0. Der Standort wurde dafür 2017 als „Fabrik des Jahres“ ausgezeichnet.

Nico Köhler sorgt dafür, dass die Digitalisierung für alle Mitarbeiter am Standort sichtbar ist und sie davon profitieren. Er ist überzeugt: „Auch kleine digitale Tools können eine große Hilfe sein.“ Er hat zum Beispiel eine Anwendung entwickelt, mit der die Kontrolle eines bestimmten Arbeitsschrittes in der Produktion automatisch ausgewertet wird. Es geht dabei um die exakte Platzierung des Saugkerns, eines besonderen Materialmixes, in Binden.

Digitalisierung ermöglicht direkten Zugriff auf Daten der Anlagen

„Früher mussten die Mitarbeiter Daten von Hand in eine Excel-Tabelle schreiben und mit dem Taschenrechner arbeiten“, erzählt Köhler. „Jetzt werden die Daten direkt an der Anlage abgegriffen und sofort übersichtlich auf einem Monitor visualisiert – das spart Zeit!“

Übersichtlich dargestellte und auf einen Blick erfassbare Daten begegnen uns beim Besuch mit aktiv überall: Auf großen Bildschirmen werden in den Gängen Kennzahlen wie Kundenzufriedenheit mit Signalfarben und Balkendiagrammen angezeigt. Der aktuelle Strom-, Wasser- und Druckluft-Verbrauch ist an weiteren Monitoren ablesbar.

„Das ist zum einen einfach spannend zu wissen“, sagt Köhler, „zum anderen kann man mit diesen Auswertungen auch Fehler wie Leckagen in der Druckluftversorgung schneller erkennen.“ Der 23-Jährige hat auch dafür gesorgt, dass der Kantinenspeiseplan automatisch ins Info-System in den Gängen eingespielt wird: „Früher hat das noch jemand eingetippt.“

Auch eine Übersicht über Reinigungs- und Wartungsmaßnahmen an einer Fertigungsanlage hat er erstellt. Das alles ist komplexer, als es zunächst scheint: „Oft habe ich verschiedene Daten in verschiedenen Sprachen von verschiedenen Geräten, die ich einsammeln, übersetzen und wieder so ausgeben muss, dass am Ende eine übersichtliche Darstellung rauskommt.“

Wenn man sich auskennt, bitten Freunde sofort um Hilfe

Auch privat ist das Wissen des angehenden IT-Fachmannes gefragt: „Sobald sich rumspricht, dass man sich auskennt, bitten dich Freunde und Familie um Hilfe bei Computerproblemen“, erzählt er. Er hilft gerne – und versucht dabei auch, mehr Bewusstsein für die IT-Sicherheit zu schaffen. „Hier im Betrieb muss man seine Passwörter regelmäßig ändern, privat vernachlässigen das die meisten leider total“, sagt er ernst. Man spürt, das Thema ist ihm wichtig.

Auf der interaktiven Info-Tafel gegenüber dem Kaffeeautomaten stehen deshalb auch aktuelle Sicherheitswarnungen vor Viren oder Phishing-Attacken. Der Azubi kennt sich aber nicht nur mit Software aus, auch die Hardware gehört zur Ausbildung und macht ihn zum gefragten Spezialisten: Ohne die digitale Infrastruktur läuft nichts, weder in der Fertigung, noch in den Büros.

Was der Beruf noch für Vorteile bringt? Köhler grinst: „Im Hochsommer ist es in den klimatisierten Serverräumen sehr angenehm …“

Nachgefragt

Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?

Ich habe mich schon als Kind für Technik und Computer interessiert. Das eine hat dann zum anderen geführt.

Was reizt Sie am meisten?

Man muss sich ständig weiterentwickeln, um mit dem stetigen technischen Fortschritt mithalten zu können. Wer speziell in diesem Beruf nicht am Ball bleibt, hat früher oder später verloren.

Worauf kommt es an?

Man sollte sehr neugierig sein und natürlich logisch denken können. Das Wichtigste ist, nie stehen zu bleiben und immer weiter an sich und seinen Fähigkeiten zu arbeiten.

Autor: Andrea Veyhle