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Trotz Investitionen hinkt der Ausbau von Straßen, Wasserwegen und Breitband hinterher

26.01.2021

Stuttgart. Marode Autobahnen und Brücken, der nur langsam voranschreitende Breitbandausbau und ein überlastetes Schienenverkehrsnetz: Der Zustand der öffentlichen Infrastruktur bereitet zunehmend Sorgen. Besonders betroffen sind davon Firmen in Baden-Württemberg.

Die Wirtschaft ist auf eine reibungslose Logistik angewiesen

Weit mehr als ein Drittel der Betriebe spricht hier von „erheblichen Problemen“, so die jüngste Konjunkturumfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Vor allem schlechte Straßen- und Kommunikationsnetze treiben die Unternehmen um.

Straßen und Brücken

Das über 26.500 Kilometer lange Straßennetz ist in die Jahre gekommen und überlastet, Reparaturen verursachen Staus und Sperrungen. Die Folge sind längere Transportzeiten, eine Spitzenbelastung für die Firmen im bundesweiten Vergleich: „Die Wirtschaft ist auf eine möglichst reibungslose Logistik angewiesen. Die mangelhafte Infrastruktur ist dabei Sand im Getriebe“, erklärt IW-Ökonom Thomas Puls. Zwar flossen letztes Jahr 580 Millionen Euro in den Erhalt der Straßen, 2019 waren es sogar 1,4 Milliarden Euro – doch das reicht nicht. Einer der Brennpunkte ist zum Beispiel die überlastete Rheinbrücke bei Karlsruhe: Erbittert wurde jahrelang über eine zweite Brücke gestritten, 2025 soll sie endlich gebaut werden.

Netzausbau

Fast drei Viertel aller Unternehmen klagen über unzureichende Kommunikationsnetze: Es geht um lebenswichtige Strukturen wie Energienetze, IT und Telekommunikation, Lebensmittelversorgung, medizinische Versorgung sowie Medien und Kultur. In der Corona-Krise erleben viele im Homeoffice, was es bedeutet, wenn ein Land bei Breitbandanschlüssen hinterherhinkt. Grundlage aller digitalen Anwendungen ist der Breitbandausbau mit Glasfaserkabeln bis zu jedem Haus. Im Koalitionsvertrag von 2017 verankerte die Bundesregierung deshalb einen „flächendeckenden Ausbau mit Gigabit-Netzen bis 2025“. Ein solches Netz garantiert eine Geschwindigkeit von mindestens 1.000 Megabit pro Sekunde. Der Status quo im Land: Nur 8,2 Prozent der Haushalte können auf ein so schnelles Netz zurückgreifen – der schlechteste Wert bundesweit. Zum Vergleich: In Hamburg besitzen seit 2019 gut 95 Prozent der Haushalte Gigabit-Leitungen, in Bayern 55 Prozent.

Schiff und Schiene

Bis 2030 soll im Südwesten jede dritte Tonne von Waren, Rohstoffen und anderen Gütern klimaneutral transportiert werden. Mit Schienen- und Schiffsverkehr will man dem Klimawandel entgegentreten, beide sind für die Chemie-Industrie mit ihrem hohen Transportaufkommen wichtig. Doch auch hier knirscht es, man denke nur an den schleppenden Ausbau der Rheintalbahn oder des immens teuren Projekts Stuttgart 21. Auch das Nadelöhr Neckar bleibt noch bis mindestens 2031 bestehen, denn so lange wird sich der Schleusenausbau verzögern. 

Autor: Sabine Latorre