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Baden-Württemberg: Das sind die „Top Azubis Chemie 2022“
Baden-Baden. Sie haben Bestnoten – und ein großes Herz: Diese vier jungen Menschen geben Nachhilfe, unterstützen Kollegen, setzen sich für die Artenvielfalt ein, rühren als Ausbildungsbotschafter die Werbetrommel oder tüfteln bei „Jugend forscht“. Jetzt wurden die vier als „Top Azubi Chemie 2022“ in Baden-Baden geehrt. Die Auszeichnung wurde zum zwölften Mal verliehen von Chemie.BW, den Verbänden der Branche in Baden-Württemberg.
Luise Florentine Mast hat ihre Leidenschaft für Naturwissenschaften schon in der Schule entdeckt: Beim Wettbewerb „Jugend forscht“ entwickelte sie einen Filter für die Waschmaschine, der Mikroplastik aus dem Abwasser fischt. Der Filter wurde sogar zum Patent angemeldet. Aktuell startet die 19-Jährige ins zweite Ausbildungsjahr zur Chemielaborantin bei Schill+Seilacher in Böblingen.
Hartnäckige Forschungsarbeit
An ihrem Filter „MiPlaFi 2.0“ hat sie über Jahre im Jugendforschungszentrum Schwarzwald-Schönbuch in Nagold getüftelt – trotz Corona. Mit ihrer Idee errang sie den zweiten Platz im Bundeswettbewerb. Dazu gab’s einen Sonderpreis: Sie durfte nach Stockholm zu einem weiteren Wettbewerb reisen. „Bei solchen Treffen geht es nicht darum, wer der Beste ist. Sondern das Treffen mit Gleichgesinnten ist immer am besten“, erklärt sie im Gespräch mit aktiv. In der Berufsschule ist sie übrigens für alle Mitschüler mit Herz und Verstand da: „Wenn ich um Hilfe gebeten werde, helfe ich gerne weiter.“
Leon Scheffel spart jeden Monat einen Teil seines Ausbildungsgehalts, das er als Industriekaufmann bei Cerdia in Freiburg verdient. Sein Ziel: ein eigenes Gartengrundstück! „Dort will ich alte Obstsorten anbauen“, sagt er. Ihm geht es um den Erhalt der Artenvielfalt von Tieren und Pflanzen. Schon seit Jahren kümmert er sich um einem gut 1.500 Quadratmeter großen Garten: „Das ist ein super Ausgleich zu meiner Arbeit, der Schule und meinen anderen Hobbys“, erklärt der 24-Jährige. „Und der Garten hat mir während Corona den Kopf freigehalten.“ Scheffel ist zudem Klassensprecher in der Berufsschule, er ist politisch engagiert, und er unterstützt den Gesangsverein „Chorios“ Vörstetten ebenso wie die „Stiftung 100“. Die setzt sich für Entwicklungsprojekte in Afrika, Asien und Mittelamerika ein.
Einsatz als Ausbildungsbotschafter
„Ich durfte in meinem Leben schon viel reisen“, so Scheffel, „da lernt man zu schätzen, wie gut es uns hier geht. Und sieht mit eigenen Augen, dass der Zugang zu Bildung nicht überall selbstverständlich ist.“ Der junge Mann brennt für seinen Beruf und die Firma Cerdia, er unterstützt das Ausbildungsmarketing und schreibt für die Unternehmenszeitung. Er ist auch Mitgründer des Azubi- und Praktikanten-Stammtischs – und hat bereits zwei Bekannte überzeugt, sich beim Unternehmen zu bewerben.
Philipp Schmitt lernt Industriemechaniker für Instandhaltung bei Roche in Mannheim. Darüber erzählt er gerne bei betrieblichen Veranstaltungen als Repräsentant des Unternehmens. Seine Hilfsbereitschaft und sein soziales Engagement zeichnen ihn aus: Der 21-Jährige steht zum Beispiel einem Kollegen zur Seite, der als Flüchtling aus Eritrea kam. Im Ausbildungsbetrieb ist er sein Ansprechpartner, in der Berufsschule hilft er bei der Vorbereitung von Klausuren oder beim Führen des Berichtshefts. Darüber hinaus kümmert er sich um unzählige Anträge bei den Behörden: „Es ist absolut unglaublich, was er alles schon hinter sich hat. Da da helfe ich auch gerne in meiner Freizeit“, so Schmitt.
Jeder braucht eine stille Zeit, um runterzukommen
Darüber hinaus ist er ehrenamtlich aktiv: Der Azubi organisiert Workshops oder Wochenendlager in seiner Pfadfindergruppe, ist Mitglied in einer katholischen Jugendbewegung und seit seinem neunten Lebensjahr Ministrant. Trotz der vielen Aktivitäten mag der Mannheimer auch die Ruhe: „Jeder braucht eine stille Zeit, um runterzukommen – ich spiele dann Gitarre, gehe spazieren oder nehme mir Zeit fürs Gebet.“
Lena Weber schätzt Herausforderungen: „Ich freue mich, wenn ich eine Aufgabe lösen kann. Noch besser fühlt es sich jedoch an, wenn ich damit anderen helfe.“ Die 21-Jährige ist angehende Industriekauffrau bei Pfizer in Freiburg. Ihr Organisationstalent hat sie bei verschiedenen Veranstaltungen wie den Girls’ und Boys’ Days, den Science Days und einer Job-Börse unter Beweis gestellt. „Schon in der Schule habe ich festgestellt, dass mich betriebswirtschaftliche Themen interessieren“, berichtet Weber. „Deshalb habe ich mich für eine Ausbildung in einem Industrieunternehmen entschieden.“
Wochen- und Monatspläne helfen beim Lernen
Auch Weber hat ihren Beruf bereits bei Veranstaltungen für künftige Azubis vorgestellt. Privat hat sie als Kassenwartin eines Musikvereins mit Finanzen zu tun und ist stellvertretende Vorständin. Zuvor leitete sie im Team die musikalische Früherziehung, war Schulsanitäterin in der Freien Christlichen Schule und als Ministrantin aktiv. Um all ihre Aktivitäten unter einen Hut zu bringen, setzt sie auf gute Planung: „Ich mache einen Wochen- und Monatsplan mit allen To-Dos. So behalte ich den Überblick!“
Autor: Andrea Veyhle