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Gute Bilanz 2021 / Kostenproblematik dämpft Erwartungen für 2022 / Erträge müssen in Zukunft wichtige Investitionen finanzieren

09.02.2022

Baden-Baden, 9. Februar 2022. Die Umsätze der chemischen und pharmazeutischen Industrie in Baden-Württemberg sind im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Die nach der Metall- und Elektroindustrie zweitgrößte Branche im Land steigerte ihren Umsatz 2021 gegenüber dem Vorjahr um 15,5 Prozent (nach Berechnungen des Statistischen Landesamtes) auf 25,7 Milliarden Euro. Die Zahl der Beschäftigten stieg um 2,2 Prozent auf 60.351. Die Umsätze wuchsen in der Gesamtbranche besonders im Inlandsgeschäft (plus 18 Prozent). Die Auslandsumsätze stiegen um 13,9 Prozent. Diese Zahlen stellten die Verbände Chemie.BW am Mittwoch in ihrer Jahrespressekonferenz vor.

Sondereffekte durch Erzeugerpreisanstieg

Dabei verwies Martin Haag, Vorsitzender des Verbandes der Chemischen Industrie im Land (VCI), auf Sondereffekte durch die stark gestiegenen Erzeugerpreise. Zudem machte er deutlich, dass die extremen Preissteigerungen bei Rohstoffen und Energie massiv auf die Erträge der Unternehmen drückten. Die Unternehmen sehen zusätzlich als großen Bremsklotz für die weitere Entwicklung die Arbeitskosten in Deutschland. Hinzu kommt die schwierige Verfügbarkeit von Rohstoffen.

Chemie-Tarifrunde 2022

Patrick Krauth, der Vorsitzende des Arbeitgeberverbandes Chemie Baden-Württemberg (agvChemie), stellte zur Tarifrunde in der Chemie fest: „Wir sind eine Branche im Umbruch – und deshalb gilt: Wir müssen zuerst investieren statt jetzt zu verteilen.“ Die Forderung der Gewerkschaft zur Entgelterhöhung bewertete er kritisch: Die Chemie habe in den vergangenen zehn Jahren die Entgelte um rund dreißig Prozent erhöht – bei einer Inflation von etwa 16 Prozent in diesem Zeitraum. Nachholbedarf gebe es hier nicht.

Ausbildungskampagne startet

Auch bei der Ausbildung mache den Arbeitgebern niemand etwas vor, so Krauth weiter: Die Werbung um den Nachwuchs werde seit vielen Jahren auf höchstem Niveau betrieben. Zudem starte im Februar die neue große Ausbildungskampagne „Ausbildung starten. Zukunft gestalten.“ der Chemiebranche im Land.

Branche im Umbruch

Haag und Krauth unterstrichen, dass die Branche in einem großen Umbruch stecke: Klimaneutralität, Schadstofffreiheit, Kreislaufwirtschaft und Digitalisierung erforderten enorme Investitionen. Überproportionale Entgelterhöhungen schränkten die Unternehmen ein, jetzt in die Zukunft zu investieren. Und das sei gerade bei der Chemie-Industrie wichtig: „Wir sind die Schlüsselindustrie, um den Europäischen Green Deal möglich zu machen. Nur mit der Chemie können auch andere Branchen die Transformation schaffen und damit den Standort Deutschland und Europa für die Industrie zu sichern“, so Martin Haag. Wettbewerbsfähigkeit heiße, dass die Wirtschaft weiter floriere, Arbeitsplätze sichere und die für die Transformation notwendigen Investitionen finanzieren könne.

Prognose für 2022

Die Verbände sehen die Branche grundsätzlich gut aufgestellt für die Zukunft und gehen von einem moderaten Produktionswachstum 2022 aus. Die weiter steigenden Preise werden die Umsätze ebenfalls erhöhen. Allerdings gehen die Unternehmen von einem deutlich abgeschwächten Wachstum gegenüber 2021 aus. Der Druck auf die Gewinne wird weiter zunehmen – auch aufgrund der zahlreichen Unsicherheiten und zunehmenden Kostenproblematik.

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