Tarifpolitik | Wirtschaftsdaten

Chemie-Arbeitgeber: Die Tarifrunde 2015 muss auch für kleine und mittelständische Unternehmen verkraftbar sein

04.12.2014

Mit ihrer im November beschlossenen Forderungsempfehlung weckt die IG BCE falsche Erwartungen an die Chemie-Tarifrunde 2015, so der <link http: www.bavc.de bavc web web.nsf id li_ib_12_2014_st1.html external-link-new-window externen link in neuem>Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC). Die Konjunktur-Aussichten für die Chemie-Branche haben sich aufgrund der Schwächephase im Euroraum sowie der Krisen in der Ukraine und im Nahen Osten eingetrübt. Das Geschäftsklima der Chemie hat sich seit dem Frühjahr 2014 verschlechtert; die Geschäftserwartungen der Chemie-Unternehmen liegen im negativen Bereich. Angesichts dieser schwierigen konjunkturellen Lage und des gleichzeitig steigenden globalen Wettbewerbsdrucks ist der Verteilungsspielraum deutlich geschrumpft. 

Wenig Wachstum in Deutschland erwartet

Bundesregierung, Europäische Kommission und führende Wirtschaftsforschungsinstitute haben die Konjunktur-Erwartungen für 2015 massiv zurückgeschraubt. Zuletzt hat der Sachverständigenrat in seinem Jahresgutachten die Wachstumsprognose für dieses Jahr von 1,9 auf 1,2 Prozent gesenkt; in 2015 wird für Deutschland lediglich ein Wachstum von 1,0 Prozent erwartet.

Verhandlungsspielraum ist klar begrenzt 

Mit einer geforderten Tariferhöhung zwischen 4 und 5 Prozent ist die IG BCE derzeit noch weit entfernt von dem Spielraum, der an die Produktivitätsentwicklung und Preissteigerung anknüpft. Die Entgeltforderung wird selbst mit dem unteren Wert der wirtschaftlichen Situation nicht gerecht. »Bei niedriger Inflation und einer nicht vorhandenen Steigerung der Produktivität werden wir uns nicht in dieser Bandbreite bewegen«, erklärt BAVC-Hauptgeschäftsführer Klaus-Peter Stiller. Vor allem die Produktivitätsentwicklung ist für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen ein entscheidender Faktor. Flankiert von kostenträchtigen qualitativen Forderungen sind damit schwierige Tarifauseinandersetzungen vorprogrammiert.

Arbeitszeitverkürzungen stehen gegen die Demografie und belasten Unternehmen weiter

In seiner Forderungsempfehlung hat der IG BCE-Hauptvorstand neben Lohnerhöhungen auch Arbeitszeitentlastungen für ältere Beschäftigte gefordert. Arbeitszeitverkürzungen widersprechen den Anforderungen aus der demografischen Entwicklung. Die finanziellen Auswirkungen solcher Modelle würden in der wirtschaftlich angespannten Lage für die Unternehmen nicht vertretbare Belastungen nach sich ziehen. Eines steht fest: Regelungen, die weitere finanzielle Belastungen für die Unternehmen auslösen, können unter keinen Umständen zusätzlich zur geforderten Tariferhöhung vorgesehen werden. Dies sollte die IG BCE bedenken. 

Abschluss muss kleine und mittelständische Unternehmen verkraftbar sein 

Hans-Carsten Hansen, Verhandlungsführer der Chemie-Arbeitgeber auf Bundesebene, macht klar: "Ich erwarte von der IG BCE wirtschaftliche Vernunft. Wenn Produktivitätssteigerungen und frühere Inflationsraten als Begründung für Lohnerhöhungen praktisch ausfallen, dann ist der Verteilungsspielraum klein. Das muss die Gewerkschaft respektieren. Alles, was die Wettbewerbsfähigkeit weiter schwächt, ist mit uns nicht zu machen. Und da verwundert auch, dass dort neue Sehnsucht nach Frühverrentung geweckt wird, während wir die Beschäftigten brauchen und die Arbeitsplätze der inländischen Standorte sichern wollen. Die Chemie-Tarifrunde 2015 muss auch für kleinere und mittelgroße Unternehmen verkraftbar sein, wo bereits große Anspannung und Sorge zu spüren ist. Tarifverhandlungen sind kein Rosinenpicken und kein Schönheitswettbewerb, sondern müssen für die gesamte Fläche der Branche taugliche Ergebnisse liefern. Ein fairer Partner akzeptiert, dass auch mal mit kleiner Münze gezahlt wird."