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VdL: Farbenindustrie kämpft für Erhalt des Blauen Engels
Der Blaue Engel für Wandfarben gibt Verbrauchern in Deutschland seit dem Jahr 2000 eine wichtige Orientierung bei der Auswahl umweltfreundlicher Farben. Derzeit gibt es 583 Innenwandfarben mit dem Blauen Engel. Wandfarben sind neben Lacken eine der erfolgreichsten Produktengruppen mit dem Zeichen. „Die drastisch verschärften Kriterien könnten dazu führen, dass in Zukunft 80 Prozent weniger Farben das Umweltzeichen tragen. Das wäre eine massive Marktverschiebung zu Lasten kleiner und mittlerer Hersteller“, erläutert Dr. Martin Engelmann, Hauptgeschäftsführer des Verbands der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie (VdL). Er kritisiert, dass ein Verzicht auf Konservierungsmittel in allen Wandfarben technisch gar nicht möglich ist. „Moderne, wasserbasierte Farben brauchen Schutz vor Pilzen und Bakterien. Schon bisher haben die Hersteller Konservierungsmittel nach dem Prinzip ‚So wenig wie möglich, so viel wie nötig‘ eingesetzt“. Ohne ausreichende Konservierung könnten bis zu 11 Millionen Eimer Farbe pro Jahr schon auf dem Weg zum Verbraucher verderben, so Engelmann.
Der Vorschlag stößt auch deshalb auf Unverständnis in der Branche, weil ein Verzicht auf Konservierungsmittel aus Gründen des Gesundheitsschutzes gar nicht erforderlich ist. „Bereits heute gelten für Farben mit dem Blauen Engel die strengsten Grenzwerte weltweit beim Einsatz von Konservierungsmitteln“, erläutert Engelmann. Andere Umweltzeichen, wie etwa das EU-Umweltzeichen oder der Nordic Swan, hätten ebenfalls strenge Kriterien, erlaubten aber weiterhin den Einsatz von Konservierungsmitteln. Nicht nachvollziehbar ist für die Branche auch, dass andere Produktgruppen beim Blauen Engel, wie Shampoos, Handgeschirrspülmittel und Spielzeug, weiterhin Konservierungsmittel enthalten dürfen.
Die Entwicklung konservierungsmittelfreier Farben ist mit hohem Aufwand, Kosten und Zeit verbunden. „Allein um eine separate konservierungsmittelfreie Produktionsanlage zu errichten, sind Investitionen in Höhe von 10 bis 50 Millionen Euro erforderlich. 80 Prozent der Hersteller von Wandfarben können solche Investitionen nicht stemmen“, warnt Engelmann. Den mittelständischen Unternehmen drohten erhebliche Wettbewerbsnachteile, bis zu 10.000 Arbeitsplätze seien gefährdet.