agvChemie
agvChemie Standpunkt: 4-Tage-Woche - kein Flächenmodell
Aus Sicht der Chemiearbeitgeber in Baden-Württemberg ist die 4-Tage-Woche kein Modell für die Fläche. Weder in Form der bezahlten Arbeitszeitverkürzung noch als reines Verteilungsmodell.
Es gibt in Deutschland eine Vielzahl von möglichen Arbeitszeitmodellen, die kollektivrechtlich oder individualrechtlich ausgehandelt wurden, weil die Beteiligten einen speziellen Bedarf gesehen haben. Hier kann angesetzt werden: Der Gesetzgeber sollte den Akteuren die europarechtlich zulässigen Spielräume zur Verfügung stellen. Die aktuelle Entwicklung zeigt auch, dass die Unternehmen individuelle und flexible Arbeitszeitmodelle brauchen: einerseits, um kosteneffizient arbeiten zu können. Andererseits, um Mitarbeitenden Gestaltungsspielräume zu eröffnen, welche auch die Attraktivität eines Arbeitsplatzes ausmachen. Zudem können die Mitbewerber in Europa diese Gestaltungsspielräume bereits nutzen (Wochenhöchstarbeitszeit). Derzeit steht sowohl bei den unternehmerischen Zielen als auch bei den Wünschen der Arbeitnehmer mehr Flexibilität im Vordergrund. Eine generelle Forderung nach der 4-Tage-Woche lässt die Vielfalt der Branchen und die betrieblichen Erfordernisse im Wettbewerb unberücksichtigt.
Erforderlich und längst überfällig sind Änderungen im Arbeitszeitgesetz auch, um Unsicherheiten, die durch die jüngere Rechtsprechung verursacht wurden, zu beseitigen und die Gestaltungsspielräume transparent zu machen. Mobile Arbeit und Vertrauensarbeitszeit sind nicht wegzudenkende Instrumente in einer modernen und flexiblen Arbeitswelt. Eine 4-Tage-Woche als Flächenmodell würde alle Beteiligten zu sehr einengen.
Hintergrund
Der aktuellen Diskussion um die 4-Tage-Woche (in unterschiedlichen Varianten) liegen Erfahrungen aus der Corona-Pandemie, Forschungsmodelle zur 4 Tage-Woche (4 Day Week global) sowie Forderung der IG Metall und der GDL nach der bezahlten Verringerung der Arbeitszeit zugrunde. Inwieweit die Ergebnisse der Studie in Großbritannien repräsentativ sind, ist umstritten. In der Diskussion stehen auch Auswirkungen auf den Fachkräftemangel und die Schwarzarbeit.
Tatsache ist, dass ein 4-Tage-Modell in Vollzeit (40 h/Woche) bereits heute gesetzlich möglich ist, soweit Ruhezeiten und tägliche Höchstarbeitszeit eingehalten werden.