Tarifpolitik

Erfolgsformel Chemie-Sozialpartnerschaft – gemeinsam mehr erreichen

17.09.2012

Die funktionierende Sozialpartnerschaft ist eine der Erfolgsformeln der chemischen Industrie: Kooperativ und pragmatisch suchen Arbeitgeber und Gewerkschaft nach den besten Lösungen für Unternehmen und Beschäftigte. Dafür führen sie einen kontinuierlichen Dialog, um gemeinsame Ziele zu verwirklichen und Gegensätze konstruktiv zum Wohle der Branche auszugleichen. Mit ihrer besonderen Sozialpartnerschaft tragen Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (<link http: www.igbce.de>IG BCE) und Bundesarbeitgeberverband Chemie (<link http: www.bavc.de>BAVC) dazu bei, das Beste für alle Beteiligten zu erreichen.

Selbstverständnis der Sozialpartner

In der Sozialpartner-Vereinbarung „Verantwortliches Handeln in der Sozialen Marktwirtschaft“ ist ein Grundsatz der Chemie-Sozialpartner definiert. „Auf der Grundlage ihres verfassungsrechtlich verankerten Auftrags ist es die zentrale Aufgabe der Tarifvertragsparteien in der chemischen Industrie, die Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen zu regeln. Durch den kontinuierlichen Aufbau und die Intensivierung des gegenseitigen Vertrauensverhältnisses hat sich zwischen IG BCE und BAVC in mehr als drei Jahrzehnten eine besondere Form der Zusammenarbeit entwickelt: Aus Konfliktparteien wurden Kooperations- und schließlich Sozialpartner, die, unter Wahrung der jeweiligen Interessen, immer auch die gemeinsame Verantwortung für eine nachhaltige Gestaltung der Chemie-Branche und der Gesellschaft insgesamt vor Augen haben.“ Die Effizienz dieser Partnerschaft zeigt sich vielfach in modernisierten Flächentarifverträgen, außertariflichen Sozialpartner-Vereinbarungen sowie gemeinsamen Einrichtungen der Sozialpartner.

Grundlagen der Chemie-Sozialpartnerschaft

In der kontinuierlichen Zusammenarbeit der Tarifpartner ist ein differenziertes Instrumentarium zur Erfüllung der gemeinsamen Aufgaben entstanden. Dazu gehören Tarifverträge, in denen bundesweit und regional Entgeltbedingungen und allgemeine Arbeitsbedingungen geregelt werden. Sie beinhalten Absprachen zu Altersvorsorge, Nachwuchssicherung und Demografie. Damit haben IG BCE und BAVC vielfach Neuland beschritten und ihre tarifpolitische Spitzenposition ausgebaut. Außerdem gehören außertarifliche Sozialpartner-Vereinbarungen zu besonderen Themen wie z.B. Standortsicherung und Chancengleichheit zu den Vereinbarungen ebenso wie gemeinsame Einrichtungen der Sozialpartner für spezielle Arbeitsgebiete wie z.B. Chemie-Stiftung Sozialpartner-Akademie (<link http: www.cssa-wiesbaden.de>CSSA). Mit der Flexibilisierung der Chemie-Tarife Mitte der 1990er Jahre haben IG BCE und BAVC als Vorreiter für viele Branchen zahlreiche Flexibilisierungen und Öffnungen in ihren Tarifverträgen verankert.

Außertarifliche Vereinbarungen

Mit den Sozialpartner-Vereinbarungen erzielen die Tarifpartner auch außerhalb von Tarifverhandlungen konkrete Absprachen. Mittlerweile gibt es über 50  Vereinbarungen zu den unterschiedlichsten Themen von Beruf und Familie über Bildung bis hin zu Nachhaltigkeit. Zudem sind Arbeitgeber und Arbeitnehmer der chemischen Industrie seit 2002 anerkannte Partner im sektoralen sozialen Dialog auf EU-Ebene. In Brüssel treten die Chemie-Sozialpartner regelmäßig einheitlich auf, um für die gemeinsamen Interessen zu werben und Politik zum Wohle von Unternehmen und Beschäftigten zu gestalten.

Gemeinsam durch die Krise

Die funktionierende Sozialpartnerschaft hat dazu beigetragen, die schwerste Wirtschaftskrise in der Nachkriegszeit gut zu meistern. Im Interesse von Standort und Beschäftigung wurden Flexibilisierungsmöglichkeiten, Öffnungen und Entlas­tungen im Flächentarif verantwortlich genutzt. Ein Beispiel ist der vereinbarte Entgeltkorridor, mit dem in der Chemie als erstem großem Industriezweig auch bei den Tarifentgelten eine Flexibilisierung ermöglicht wurde. Mit diesem Instrument können Unternehmensleitung und Betriebsrat mit Zustimmung der Tarifparteien eine Absenkung beim Entgelt vereinbaren, vorausgesetzt, diese Maßnahme verbessert die Wettbewerbsfähigkeit, sichert Arbeitsplätze oder dient zur Überwindung wirtschaftlicher Schwierigkeiten. Auf der anderen Seite beteiligen Unternehmen ihre Arbeitnehmer am wirtschaftlichen Erfolg. Ein weiteres Zeichen für eine funktionierende Sozialpartnerschaft ist die Tatsache: Den letzten Streik hat es in diesem Industriezweig in Deutschland 1971 gegeben.

Mehr Informationen unter <link http: www.chemie-sozialpartner.de>www.chemie-sozialpartner.de