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Schüler- und Lehrerkongress zum “Naturwissenschaftlichen Experimentieren” an den Beruflichen Gymnasien in Baden-Württemberg | Selbständig forschen, experimentieren und präsentieren: das ist das Schulfach NExt
Heilbronn, 18. Juli 2023.Aus zehn Modellschulen waren 25 Teams nach Heilbronn gekommen: Sechzig Schülerinnen und Schüler sowie ihre Lehrerinnen und Lehrer nahmen Montag und Dienstag am zweiten NExt-Kongress im Science Center Experimenta teil. “NExt” steht kurz für “Naturwissenschaftliches Experimentieren” und ist ein neues Wahlfach an den Beruflichen Gymnasien in Baden-Württemberg. Im Mittelpunkt des Kongresses standen der Austausch der Pädagogen und die Präsentation beispielhafter Schülerprojekte. Drei davon wurden mit einem Sonderpreis ausgezeichnet.
Seit dem Schuljahr 2021/2022 läuft als Schulversuch das Wahlpflichtfach "Naturwissenschaftliches Experimentieren” an inzwischen mehr als sechzig Beruflichen Gymnasien. Die Schülerinnen und Schüler können in diesem Fach eigenständig Forschungsideen entwickeln und umsetzen. Die Lehrerinnen und Lehrer leiten die Schüler als Mentoren an. Die Jugendlichen sollen Projekte selbst planen, umsetzen und auch als Wettbewerbsbeiträge beispielsweise für “Jugend forscht” weiterführen können.
Der baden-württembergischen Kultusministerin Theresa Schopper ist das praktische Erfahren und Selbst-Lernen besonders wichtig bei NExt: „Experimente machen, diese dokumentieren, auswerten und optimieren – das sind Kompetenzen, die die Schülerinnen und Schüler im Fach NExt erlangen. Sie sind in der Naturwissenschaft genauso wichtig wie das Fachwissen selbst. Die Begeisterung der Schülerinnen und Schüler für ihre Projekte spüren wir deutlich.” Erstmalig werden in diesem zweiten Jahr des Kongresses drei NExt-Preise für besonders herausragende Projekte vergeben.
Der Kongress wird von Beginn an unterstützt durch das Science Center Experimenta und die Verbände der chemischen und pharmazeutischen Industrie in Baden-Württemberg (Chemie.BW). Ralf Müller, Geschäftsführer bei Chemie.BW, erklärt, warum für die Chemie- und Pharmaunternehmen im Land dieses Schulfach wichtig ist: „Die Schülerinnen und Schüler arbeiten bei NExt an naturwissenschaftlichen Fragen im Team zusammen und lösen Probleme gemeinsam. So haben sie nicht nur Spaß am Forschen, sondern trainieren auch ihre Kommunikationsfähigkeiten, Engagement und Ausdauer - alles Dinge, die für ihr späteres Berufsleben wichtig sind.“
Die NExt-Preise werden gemeinsam von der experimenta Heilbronn, den Verbänden Chemie.BW und dem Kultusministerium Baden-Württemberg getragen. Eine aus Vertretern dieser Institutionen bestehende Jury hat sich für folgende drei Projekte entschieden:
Auszeichnung des Kultusministeriums Baden-Württemberg
Der Reaktorunfall von Tschernobyl liegt nunmehr 37 Jahre zurück – aber die die radioaktiven Niederschläge sind immer noch messbar. Ein Team der Justus-von-Liebig-Schule in Waldshut hat in dem Projekt „Radioaktivität im Schwarzwald“ untersucht, wie sich die Strahlung inzwischen entwickelt hat. Dabei beschäftigten sie sich mit der natürlichen Hintergrundstrahlung, den historischen Messwerten von 1986 und der Art der radioaktiven Zerfallsprodukte, die heute noch zu messen sind. Mit Messungen an 12 Punkten haben sie festgestellt, dass auch heute noch die Barium 137-Werte deutlich über der normalen Strahlung liegen. Ministerialrätin Dr. Veronika Nölle, Leiterin des Referats Berufliche Gymnasien, und Wolfgang Sautter, Referent im Kultusminsterium, zeichneten dieses Projekt aus.
Experimenta-Auszeichnung
Nicht nur Hunde können Drogen oder Sprengstoff aufspüren - Schmetterlinge können das auch. Das zeigte ein Team der Emil-von-Behring-Schule, Geislingen, mit dem Projekt "Schmetterlinge - Spürnasen des Tierreichs". Sie machten sich die recht einfache Aufzucht von Distelfaltern zunutze, um sie auf den eigentlich von ihnen abgelehnten Geruch von Knoblauch zu trainieren. Dabei erforschten sie die Lebensbedingungen der Falter, bauten ein Schmetterlingshaus und führten Versuchs- und Trainingsreihen durch. Prof. Dr. Bärbel G. Renner, Geschäftsführerin der Experimenta, und Dr. Thomas Wendt, Leiter der Labore in der Experimenta, übergaben den Sonderpreis der Experimenta.
Chemie.BW-Auszeichnung
Grundlagenarbeit stand am Anfang des Projektes "Einflussfaktoren auf das Algenwachstum", das ein Schülerteam der Käthe-Kollwitz-Schule Bruchsal vorstellte. 17 unterschiedliche Versuche mit der Blutregenalge haben die Schülerinnen und Schüler aufgebaut und beobachtet. Das Ziel: Die Alge möglichst zur Produktion von Astaxanthin anzuregen - einem Stoff, der beispielsweise in zahlreichen Nahrungsergänzungsmitteln enthalten ist. Dr. Tobias Pacher, zuständig für den Dialog Schule - Chemie bei Chemie.BW, zeigte sich besonders angetan von der guten wissenschaftlichen Arbeit der Schülergruppe.
Hintergrund - das Schulfach “NExt” als Wahlfach an Beruflichen Gymnasien
An inzwischen mehr als sechzig Beruflichen Gymnasien in Baden-Württemberg wird NExt angeboten. Ziel ist, den MINT-Bereich (mit den Fächern Mathematik, Informatik, Technik und den drei Naturwissenschaften Biologie, Chemie und Physik) zu stärken. Dabei werden die Jugendlichen in das praktische naturwissenschaftliche Arbeiten eingeführt. Sie können und sollen selbständig und eigenverantwortlich arbeiten. Forschungsprojekte können gegebenenfalls als besondere Lernleistung im Rahmen eines Seminarkurses NExt oder des Wettbewerbs „Jugend forscht“ fortgeführt und vertieft werden. Bereits in diesem Jahr hat sich die Anzahl der bei „Jugend forscht“ eingereichten Projekte aus dem Bereich der beruflichen Schulen beträchtlich erhöht.
Insgesamt bieten 221 Berufliche Gymnasien im Land Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, die allgemeine Hochschulreife zu erwerben. Mehr als ein Drittel aller Abiturprüfungen in Baden-Württemberg werden hier erfolgreich abgelegt. Die Schülerinnen und Schüler können sich im Rahmen der sechs berufsbezogenen Richtungen der Gymnasien mit insgesamt 13 Schwerpunkten entscheiden.