Grundschulkongress | Schule
Lehrer-Kongress Experimentieren in der Grundschule: Wie Kinder für Naturwissenschaften begeistert werden können
Brennende Teelichter, leuchtende LEDs und bunte Farbverläufe: Die einfachen Versuche sind für Grundschüler gut geeignet. Sie verstehen damit technische und naturwissenschaftliche Zusammenhänge besser. Wie Mädchen und Jungen das im Unterricht am besten anwenden können, haben Lehrerinnen und Lehrer aus Grundschulen in Baden-Württemberg am Mittwoch in Nürtingen kennengelernt: Am fünften ChemieBW-Kongress „Experimentieren in der Grundschule“ nahmen fast 190 Teilnehmerinnen und Teilnehmer statt.
Warum denn überhaupt ein Kongress für Grundschulen?
Im Bildungsplan für das Fach Sachunterricht ist das Experimentieren im Unterricht verbindlich vorgesehen. Für Ralf Müller, Geschäftsführer ChemieBW, ist das besonders wichtig: „Wer Kinder beim Experimentieren beobachtet, der kann ihre leuchtenden Augen sehen. Ihnen machen das Ausprobieren, Erforschen und Entdecken viel Spaß!“ Und: Die Jungen und Mädchen erlernen „quasi nebenbei handwerkliche Fertigkeiten, schärfen ihre Beobachtungsgabe und trainieren ihre Sprachkenntnisse.“.
Das ist für die Pädagoginnen und Pädagogen oft sehr herausfordernd. Viele Fragen müssen beantwortet werden, bevor die Klasse gemeinsam experimentieren kann: Welche Experimente, wie werden Fragen gestellt, was wird als Ergebnis erwartet und wie funktioniert das in sehr heterogenen Klassen? Müller brachte es auf den Punkt: „Eine außergewöhnlich schwierige, anspruchsvolle Aufgabe für Sie.“ Die Verbände der chemischen und pharmazeutischen Industrie haben genau deshalb den Kongress veranstaltet – um die Pädagogen anzuregen und helfen, den Bildungsplan umzusetzen.
Sie machen das nicht „einfach so“: Die Branche möchte Menschen für die Naturwissenschaften interessieren. Das funktioniert am besten im jungen Kindesalter: Die ersten Neigungen und Interessen werden geprägt – und vielleicht wird die spätere berufliche Orientierung beeinflußt.
Wichtig ist aber auch: „Dass Sie als Lehrerinnen und Lehrer selbst auch Spaß haben, wenn Sie Experimente gemeinsam mit den Kindern machen!“
Die Bildungsbiografie der Kinder richtig beeinflussen
Die Verbände der chemischen Industrie seien ein verlässlicher Partner, lobte Jasmin Wöppel, Regierungsschuldirektorin im Kultusminsterium Baden-Württemberg, in ihrer Kongresseröffnung die Veranstalter. Die ehemalige Lehrerin ist im Referat 32 - Grundschulen, Frühkindliche Bildung und Erziehung - für das Fach Sachunterricht zuständig. Als Expertin weiß sie, dass Naturwissenschaften und Technik unverzichtbarer Bestandteil zeitgemäßer, frühkindlicher Bildung sind. Die Kinder sind in diesem Alter in hohem Maße an diesen Vorgängen interessiert. Und: In Kindergarten und Grundschule entscheidet sich, wie die Kinder später mit den MINT-Fächern umgehen.
„Wir können die Bildungsbiografie der Kinder maßgeblich steuern und beeinflussen“ mahnte Wöppel eindrücklich an die Adresse der GS-Lehrer. Aber sie sieht durchaus die großen Herausforderungen, vor denen die Pädagogen täglich stehen. „Ich weiß, was Sie leisten“, unterstrich Wöppel. Dabei sei der Anspruch an die Grundschulen sehr hoch – aber gerade deshalb müssten auch die Lehrkräfte und ihre Leistungen stärker wertgeschätzt werden.
Experimentieren könne Schlüsselkompetenzen vermitteln, ergänzte sie: „Leuchtende Augen zeigen uns das das Größte, was wir vermitteln können: die Begeisterung der Kinder! Wir haben die Chance, in den Naturwissenschaften und Technik die Schülerinnen und Schüler zu begeistern.“
Mit Klebstoff und Kerzen sicher umgehen
„Ich will Sie motivieren, dass Sie experimentieren!“ Hans-Joachim Wachter von der Unfallkasse Baden-Württemberg ging das Thema Sicherheit und sicheres Experimentieren ganz praktisch an: So sind beispielsweise alle, Schüler wie Lehrerinnen und Lehrer, beim Experimentieren versichert. Das sei auch wichtig – denn der Bildungsplan verlangt ja gerade das Experimentieren!
Er brachte sein Thema auf den Punkt: „Unser Ziel: Kinder und Lehrer sollen genauso gesund nach Hause gehen, wie sie und wir in die Schule gekommen sind. Und wenn noch etwas gelernt wird, ist das ideal!“ Dazu gab er praktische Hinweise von der Planung der Inhalte über die Auswahl der Materialien und Werkzeuge, präzise Anweisungen und die richtige und gute Aufsicht bis hin zur Unterstützung der aktiven Arbeit. Diese Tipps sind in den Experimentier-Büchern nachzulesen.
Braucht Experimentieren Sprache? Ja!
Braucht Experimentieren Sprache? Ja – und umgekehrt profitiert Sprache vom Experimentieren! Das ist das Fazit von Prof. Dr. Astrid Rank. Die Lehrstuhlinhaberin für Grundschulpädagogik und -didaktik in Regensburg war selbst einige Jahre Lehrerin an einer Grundschule und kennt die Anforderungen und Probleme beim Experimentieren im Klassenverbund in der Grundschule gut.
Sie erläuterte mit vielen Beispielen, warum Sprache und Experimentieren untrennbar zusammengehören. Zahlen, die sie aus verschiedenen Studien zitiert, unterstreichen die praktischen Erfahrungen. Die Wissenschaftlerin zeigte den Grundschulpädagogen, dass Lehrer, die ihre Schüler mit einem Gerüst an Begriffen zur korrekten Beschreibung eines komplexeren Vorgangs beim Experimentieren ausstatten, ihnen weiterhelfen: Für die Schüler ist es ein Erfolgserlebnis, sich durch Sprache eine neue Erkenntnis noch besser erschließen zu können.