Presse

Wirtschaftspressekonferenz 2008:Schwierige Tarifrunde erfordert Augenmaß

04.04.2008

Stuttgart, 4. April 2008. Die Tarifverhandlungen für die chemische Industrie in Deutschland sind in ihrer entscheidenden Phase: Nach regionalen Wirtschaftsdebatten verhandeln die Tarifparteien seit vergangenem Dienstag auf Bundesebene. Für die Arbeitgeber ist klar: Der diesjährige Tarifabschluss muss sich an den Zukunftsaussichten orientieren. Das erläuterte Mark Hagmann, stellvertretender Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes Chemie Baden-Württemberg e.V. (agvChemie) und Vorsitzender der baden-württembergischen Tarifkommission.

 

Die hohen Forderungen der Gewerkschaft stützen sich auf die überwiegend guten Zahlen des vergangenen Jahres. Diese basieren auf positiven Umsätzen insbesondere im Auslandsgeschäft. Laut Hagmann ließen die Gewerkschaften die deutlichen Unterschiede in der Entwicklung zwischen großen, international tätigen sowie kleinen und mittelständischen Unternehmen außer Acht. Zudem müsse die seit Mitte 2007 nachlassende Inlandskonjunktur berücksichtigt werden. Die Chemie-Arbeitgeber fordern deshalb, die Risiken des laufenden Jahres realistisch zu betrachten: Alle Prognosen rechnen für 2008 mit einer deutlichen Abschwächung der Konjunktur.

 

Besonders problematisch für die Branche sind die außergewöhnlich hohen Energie- und Rohstoffpreise, die für einen zunehmenden Ertragsdruck sorgen. Dabei schrieben bereits 2007 mehr als zehn Prozent der Unternehmen rote Zahlen. Insgesamt 30 Prozent der Chemieunternehmen im Land erreichen eine Nettoumsatzrendite von weniger als

3 Prozent. Hinzu kommt, dass speziell die kleinen und mittleren baden-württembergischen Unternehmen mit überdurchschnittlich hohen Lohnquoten von 25 bis über 30 Prozent wirtschaften müssen.

 

Hagmann wies außerdem darauf hin, dass die vergangene Tariferhöhung von 3,6 Prozent den Mitarbeitern einen "fairen Anteil am Aufschwung 2007" beschert habe. Auch die flexibilisierten Einmalzahlungen wurden von fast allen Chemieunternehmen komplett ausbezahlt.

 

Ausbildung

 

Zu den Forderungen der Chemiegewerkschaft gehört auch eine Anschlussregelung zum Tarifvertrag "Zukunft durch Ausbildung". Die baden-württembergischen Chemie-Arbeitgeber haben 2007 ihr Ausbildungsplatzangebot gegenüber dem Vorjahr um 3 Prozent auf insgesamt 1063 erhöht. Von 2004 bis 2007 wurde die tarifliche Zielvereinbarung von 7 Prozent mit einem Plus von 12 Prozent weit übertroffen. Fast 20 Unternehmen haben in diesem Zeitraum erstmals mit einer Ausbildung begonnen.

 

Derzeit bildet die chemische Industrie in Baden-Württemberg 3.153 Jugendliche aus. Insgesamt ist damit die Anzahl der Auszubildenden in den vergangenen zehn Jahren um mehr als 40 Prozent angestiegen.

 

Hagmann stellt dabei auch klar, dass die meisten ausbildenden Unternehmen inzwischen an ihrer Leistungsgrenze angelangt sind. Schon jetzt wird zum Teil deutlich über Bedarf ausgebildet.

 

Lebensarbeitszeit

 

Die demographische Entwicklung zeigt für die Chemie-Arbeitgeber vor allen Dingen eines auf: "Wir müssen in Zukunft länger arbeiten", so Mark Hagmann. Dazu müssen mehr Anreize für eine längere Beschäftigung geschaffen werden. Der frühe Ausstieg aus dem Berufsleben darf nicht weiter gefördert werden. Nur so können die Unternehmen dem zunehmenden Fachkräftemangel begegnen. Auch darüber sprechen die Arbeitgeber in den laufenden Tarifverhandlungen mit der Gewerkschaft.

 

_________________

 

<link wpk08>Weitere Daten zur Wirtschaftspressekonferenz 2008