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Wirtschaftspressekonferenz 2007: Gute Stimmung in der Chemie

17.04.2007

Stuttgart, 17. April 2007. Das Jahr 2006 ist für die chemische Industrie Baden-Württembergs positiv verlaufen. Für 2007 rechnet die Branche mit einem weiteren Aufwärtstrend. Die Erwartungen liegen nicht nur beim Export, sondern auch bei einem starken Binnengeschäft.

 

Konjunkturprognose 2007

 

Die Stimmung in der chemischen Industrie ist optimistisch. Nach zwei erfolgreichen Jahren 2005 und 2006 erwartet die Branche auch in diesem Jahr eine überwiegend positive Konjunktur. Drei Viertel der befragten Unternehmen rechnen mit höheren und nur 9 Prozent mit geringeren Umsätzen. Auch bei den Erträgen und Investitionen sind die Prognosen per Saldo positiv. Die Branche geht insgesamt von einem stabilen Personalstand aus.

 

Den größten Risikofaktor für die wirtschaftliche Entwicklung sieht die chemische Industrie in den hohen Rohstoff- und Energiekosten. Dies gilt insbesondere für die kleineren Unternehmen und für die Unternehmen aus den Bereichen Lacke sowie Kunststoffe. Als zweitgrößter Risikofaktor werden die Arbeitskosten genannt. Probleme bei den politischen Rahmenbedingungen sehen die Chemie- und Pharma-Unternehmen insbesondere in der Chemikalienpolitik und der Gesundheitsreform.

 

Der Optimismus der Branche stützt sich nicht mehr ausschließlich auf den Export, wie dies in den vergangenen Jahren regelmäßig der Fall war. Die Chemieunternehmen rechnen auch mit einem guten Binnengeschäft.

 

Wirtschaftliche Entwicklung 2006

 

Der Umsatz der chemischen Industrie Baden-Württembergs ist 2006 um

6,4 Prozent auf 16,4 Mrd. Euro gestiegen. Damit wurden nach 2005 auch im zurückliegenden Jahr die Umsätze deutlich verbessert.

 

Der Auslandsumsatz konnte 2006 um 7,2 Prozent auf

8,8 Mrd. Euro erhöht werden. Die Binnenumsätze sind um 5,5 Prozent auf 7,6 Mrd. Euro angestiegen. Insbesondere die Teilbranchen Lacke und Farben sowie Kunststofferzeugung konnten ihre Inlandsumsätze deutlich steigern. Mit dieser Entwicklung ist das Inlandsgeschäft landes- und bundesweit zu einem wichtigen Standbein der Chemiekonjunktur geworden.

 

Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen

 

Nach wie vor Sorgen bereitet der chemischen Industrie die Chemikalienverordnung REACH. Diese europäische Verordnung tritt am 01.06.2007 in allen EU-Mitgliedstaaten in Kraft.

 

Obwohl die Branche im Gesetzgebungsverfahren Kompromisse erreichen konnte, wird die Umsetzung von REACH für die Unternehmen eine teure und schwierige Aufgabe. Nach Angaben von Dr. Gerd Backes, Vorsitzender des Verbandes der Chemischen Industrie e. V., Landesverband Baden-Württemberg, (VCI), stehen vor allem die kleinen und mittelständischen Unternehmen vor einer großen Herausforderung.

 

Die baden-württembergischen Unternehmen haben deshalb gemeinsam mit der Landesregierung das Netzwerk REACH@Baden-Württemberg gegründet. In diesem Rahmen werden Informationsveranstaltungen und eine Website mit Erläuterungen zu REACH angeboten. Die Unternehmen können auch individuelle Anfragen an die Netzwerkpartner stellen, die dann kurzfristig beantwortet werden.

 

Insgesamt geht die chemische Industrie davon aus, dass es gelingen wird, REACH umzusetzen. Die Wettbewerbssituation der europäischen Unternehmen wird sich aber, nach Einschätzung von Dr. Backes, verschlechtern.

 

Energiepolitik

 

Die deutsche chemische Industrie gibt jährlich rund 4 Mrd. Euro für Energie aus. Das sind etwa 5 Prozent der Herstellungskosten.

 

Ein besonderes Problem haben die Unternehmen mit den Strompreisen, den dritthöchsten in Europa. In diesem Zusammenhang beklagt die Branche insbesondere den fehlenden Wettbewerb auf dem Strommarkt. Laut Dr. Backes sei es deshalb höchste Zeit, dass die Landes- und die Bundesregierung alle kartellrechtlichen und politischen Möglichkeiten nutzen, um diesen Wettbewerb zu intensivieren.

 

Situation in den Teilbranchen Pharma und Lack

 

Innerhalb der wichtigsten Chemie-Teilbranchen, der Pharma- und Lackindustrie, ergaben sich 2006 unterschiedliche wirtschaftliche Entwicklungen. Nach Angaben von Gerhard Schäferkord, Hauptgeschäftsführer der Chemie-Verbände Baden-Württemberg, haben sich die Umsätze der pharmazeutischen Industrie im Vorjahr lediglich um 1,7 Prozent auf 7,0 Mrd. Euro verbessert. Der Auslandsumsatz stieg um 6,9 Prozent. Das Inlandsgeschäft dagegen ging deutlich um 4,8 Prozent zurück. Diese negative Tendenz bestätigte sich auch zu Beginn des Jahres. Im Januar und Februar brachen die Binnenumsätze um mehr als 8 Prozent ein. Auch für den weiteren Verlauf 2007 sind die baden-württembergischen Arzneimittelhersteller nur gedämpft optimistisch. Für fast 40 Prozent der befragten Pharma-Unternehmen wird die Gesundheitspolitik zu einem immer unkalkulierbareren Risikofaktor.

 

Der Umsatz der Farben- und Lackindustrie dagegen hat sich besonders positiv entwickelt. Der Umsatzansteig von 18,3 Prozent auf 2,3 Mrd. Euro war im Vergleich zur gesamten Chemie-Branche im Land überdurchschnittlich. Zu diesem positiven Ergebnis hat vor allem das außergewöhnlich starke Binnengeschäft beigetragen. So konnten die Inlandsumsätze um 25,3 Prozent auf 1,5 Mrd. Euro gesteigert werden. Die Prognosen für 2007 sind insgesamt optimistisch.

Allerdings sind die Erwartungen zu den Erträgen sowie zur Investitionsentwicklung gedämpft. Dies liegt insbesondere an den hohen Rohstoffkosten, mit denen die Unternehmen der Farben- und Lackbranche besonders zu kämpfen haben.

 

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