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Wirtschaftspressekonferenz 2006:Gute Stimmung in der Chemie

06.04.2006

Stuttgart, 6. April 2006. Das Jahr 2005 ist für die chemische Industrie Baden-Württembergs positiv verlaufen. Die Umsatzrückgänge der vergangenen Jahre konnten gestoppt werden. Für 2006 rechnen die Chemie-Unternehmen mit einem weiteren - allerdings etwas abgeschwächten - Aufwärtstrend.

 

Konjunkturprognose 2006

 

Die Stimmung in der chemischen Industrie ist optimistisch. Jedes zweite Unternehmen beurteilt den Konjunkturverlauf im Jahr 2006 positiv. Nur jedes zehnte geht von einer schlechteren Entwicklung aus. Zwei Drittel der befragten Unternehmen rechnen in diesem Jahr mit höheren und nur 10 Prozent mit geringeren Umsätzen. Auch bei den Erträgen und Investitionen sind die Prognosen per Saldo positiv. Die Branche erwartet einen insgesamt stabilen bis leicht rückläufigen Personalstand.

 

Größter Risikofaktor für die wirtschaftliche Entwicklung sind die hohen Rohstoffkosten. Dies gilt vor allem für die kleineren Chemie-Unternehmen und für die Unternehmen aus den Bereichen Lacke und Farben sowie Kunststoffverarbeitung. Als zweitgrößter Risikofaktor werden die politischen Rahmenbedingungen genannt. Diese Einschätzung geben insbesondere die Arzneimittelhersteller ab.

 

Wirtschaftliche Entwicklung 2005

 

Der Umsatz der Chemie-Unternehmen in Baden-Württemberg hat sich 2005 um 6,9 Prozent auf 15,4 Milliarden Euro erhöht. Der Abwärtstrend der vergangenen Jahre ist damit gestoppt. Das Auslandsgeschäft spielte die entscheidende Rolle: es stieg um 9,2 Prozent auf 8,2 Milliarden Euro. Erstmals seit etlichen Jahren war auch das Inlandsgeschäft positiv. Die Binnenumsätze legten um 4,5 Prozent auf 7,2 Milliarden Euro zu.

 

Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen

 

Die chemische Industrie will gemeinsam mit der Politik den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg weiterentwickeln. Alexander Dehio, Vorsitzendes des Landesverbandes der Chemischen Industrie e. V. (VCI), bot der neuen Landesregierung die konstruktive Zusammenarbeit an.

 

Laut Dehio sei die Chemie mit dem Standort Baden-Württemberg in vielen Bereichen zufrieden. Dies gelte insbesondere für die Maßnahmen zur Deregulierung. Man hoffe deshalb, dass die Anforderungen an die Unternehmen bei der Umsetzung komplizierter Gesetze und Vorschriften weiter minimiert werden.

 

Auf EU-Ebene geht die Reform des europäischen Chemikalienrechts, die so genannte REACH-Verordnung, in die entscheidende Phase. Nach Angaben von Dehio konnten für die Chemie-Unternehmen Entlastungen erreicht werden. Trotzdem verursache REACH immer noch zu hohe Test- und Registrierkosten. Auch der enorme bürokratische Aufwand, der auf die Unternehmen zukommt, habe sich nur wenig reduziert. Die chemische Industrie fordert insbesondere, dass es bei der Zulassung von chemischen Stoffen keine generelle zeitliche Befristung gibt. Außerdem sollte der Schutz der Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse noch wesentlich verbessert werden.

 

Ausbildung

 

Die Chemie-Unternehmen in Baden-Württemberg haben ihr Ausbildungsplatzangebot in den letzten 10 Jahren um mehr als 40 Prozent erhöht. Insgesamt bildet die Branche über 3.000 Jugendliche aus. Nach Angaben von Peter Schiller, Vorsitzender der baden-württembergischen Chemie-Arbeitgeber, haben zu dieser erfolgreichen Entwicklung auch tarifpolitische Übereinkommen beigetragen. Dazu gehört insbesondere der Tarifvertrag "Zukunft durch Ausbildung" vom Mai 2003. Dieser sieht vor, dass von 2004 bis 2007 das Ausbildungsplatzangebot bundesweit analog zur Zahl der Schulabgänger erhöht werden soll. Das entspricht einer Gesamtsteigerung von 7 Prozent. Die chemische Industrie ist zuversichtlich, dass diese tarifpolitische Zielsetzung erreicht wird.

 

Sorge bereitet Schiller allerdings die Ausbildungsfähigkeit vieler Bewerber. Es sei aus gesellschaftlichen, sozialen und wirtschaftlichen Gründen nicht hinnehmbar, dass ein Viertel aller Schulabgänger nicht ausbildungsfähig sei. Die chemische Industrie arbeite deshalb immer intensiver mit Schulen und Lehrern zusammen.