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Wirtschaftspressekonferenz 2005:Pharmaindustrie mit Einbruch beim Inlandsgeschäft

08.04.2005

Stuttgart, 8. April 2005. Die baden-württembergische Pharma-Industrie wird durch Festbeträge, Zwangsrabatte und die Ausgrenzung rezeptfreier Arzneimittel schwer belastet. Die Auswirkungen der Gesundheitspolitik machen den vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen besonders stark zu schaffen.

Nach Angaben von Klaus Hütig, Hauptgeschäftsführer der Chemie-Verbände Baden-Württemberg, ist zu befürchten, dass etliche Arzneimittelhersteller die erforderlichen Umstrukturierungen nicht bewältigen können.

Die Umsätze der Pharmabranche im Land sind 2004 um fast 7 Prozent auf rund 6,3 Mrd. Euro zurück gegangen. Dies lag an einem Einbruch beim Inlandsgeschäft von 20 Prozent. Um diese Einnahmerückgänge zu kompensieren, haben vor allem die kleineren Unternehmen Forschungs- und Entwicklungskosten eingespart sowie Investitionen in Anlagen bis auf weiteres verschoben. Damit wird laut Hütig die Zukunftsfähigkeit des Pharma-Standortes mittel- bis langfristig gefährdet.

Besonders negativ wirkte sich der Ausschluss der rezeptfreien Arzneimittel von der Kassenerstattung aus. Zu den rezeptfreien Medikamenten gehören insbesondere die in Baden-Württemberg bislang stark vertretenen pflanzlichen, homöopathischen und anthroposophischen Mittel. 2004 ging der Umsatz mit diesen nebenwirkungsarmen und vergleichsweise preisgünstigen Arzneimittel in der Gesetzlichen Krankenversicherung um rund 50 Prozent zurück. Nur bei wenigen Arzneimitteln konnte der Ausfall bei der Kassenerstattung durch Selbstkäufe von Patienten kompensiert werden.

Ein wenig Hoffnung setzen die Pharma-Unternehmen deshalb auf eine Novellierung des Heilmittelwerbegesetzes. Bislang dürfen die Arzneimittelhersteller für ihre rezeptfreien Medikamente nur sehr eingeschränkt werben. Die von der Landesregierung Baden-Württemberg gestartete Bundesratsinitiative zur Lockerung dieses Werbeverbots wird deshalb begrüßt. Die Branche hofft, dass die erforderlichen gesetzgeberischen Schritte noch vor der Sommerpause abgeschlossen werden.