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Wirtschaftspressekonferenz 2004Pharmazeutische IndustrieUmsätze zu Beginn 2004 massiv eingebrochen / Gesundheitsreform bedroht vielfältiges Arzneimittelangebot und mittelständische Pharmaindustrie

01.04.2004

Stuttgart, 1. April 2004. Fast die Hälfte der baden-württembergischen Pharmaunternehmen erwarten für das Jahr 2004 schlechtere Erträge. Gründe dafür sind die Auswirkungen der Gesundheitsreformen. Die Umsätze sind im vergangenen Jahr noch um 5,9 Prozent auf 6,8 Mrd. Euro angestiegen. Im Januar und Februar 2004 sind die Umsätze dagegen um rund 15 Prozent zurückgegangen.

 

Diese Tendenz, so Klaus Hütig, Hauptgeschäftsführer der Chemie-Verbände, werde sich im Jahresverlauf voraussichtlich fortsetzen. Die Unternehmen befürchten nach der aktuellen Konkjunktur-Umfrage der Chemie-Verbände Baden-Württemberg auch Rückgänge bei den Beschäftigtenzahlen und bei den Investitionen. Laut Hütig, droht eine Umstrukturierung der mittelständischen Pharmaindustrie, bei der das vielfältige Arzneimittelangebot auf der Strecke bleibt.

 

Gravierende Kostenbelastungen

Gründe hierfür sind die weitere Senkung der Festbeträge für nicht patentgeschützte Medikamente um teilweise 20 bis 40 Prozent, der 16-prozentige Zwangsrabatt auf alle anderen verordnungsfähigen Medikamente sowie die grundsätzliche Ausgrenzung rezeptfreier Arzneimittel aus der Kostenerstattung.

 

Die Zwangsrabatte werden die baden-württembergischen Hersteller mit etwa 380 Millionen Euro, die zusätzliche Festbetragssenkung mit rund 95 Millionen Euro belasten. Besonders hart trifft die baden-württembergische Pharmaindustrie die Ausgrenzung von rezeptfreien Arzneimitteln aus der Erstattung der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Rezeptfreie, das heißt nebenwirkungsarme Arzneimittel erhalten die Versicherten von ihren Kassen seit diesem Jahr grundsätzlich nicht mehr erstattet. Dies wirkt sich auf das Verschreibungsverhalten der Ärzte aus und führt unmittelbar zu Umsatzeinbrüchen. Zu den rezeptfreien Medikamenten gehören insbesondere die im Land bislang stark vertretenen pflanzlichen, homöopathischen und anthroposophischen Mittel.

 

Um diese negativen Auswirkungen zumindest teilweise aufzufangen, fordert die Pharmaindustrie eine Lockerung des Heilmittelwerbegesetzes (HWG). Nach Angaben von Hütig müsse es den Unternehmen in Zukunft erlaubt sein, über ihre Arzneimittel und Therapieformen öffentlich zu werben.

 

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