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Konjunktur der chemischen und pharmazeutischen Industrie in Baden-Württemberg
Chemie.BW: Hohe Preise treiben Umsätze / Mittelstand in der Kostenklemme
Baden-Baden, 13. Dezember 2022. Die chemische und pharmazeutische Industrie in Baden-Württemberg steht weiter unter enormem Druck. Von Januar bis Oktober 2022 stiegen zwar die Umsätze der drittgrößten Industriebranche im Land um 1,4 Prozent auf knapp 22 Milliarden Euro. Diese Entwicklung war allerdings vielfach preisgetrieben. Sie spiegelt lediglich die enormen Kostensteigerungen bei Rohstoffen und Energie wider. Vor allem das Exportgeschäft verlief enttäuschend. Die Auslandsumsätze gingen in den ersten zehn Monaten des Jahres um 0,3 Prozent auf 12,8 Milliarden Euro zurück. Die Inlandsumsätze konnten zulegen, um 3,8 Prozent auf 9,1 Milliarden Euro. Nach Angaben der statistischen Ämter schnitt die Chemie im Land damit deutlich schwächer ab als die Branche bundesweit. Dieser negativere Trend zeigt sich auch im Vergleich zur Gesamtindustrie Baden-Württembergs.
Die Gründe für diese konjunkturelle Entwicklung erläutert Prof. Dr. Winfried Golla, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Chemischen Industrie Baden-Württemberg: „Die Branche steckt in einer anhaltenden und besonderen Kostenproblematik. Die stark gestiegenen Preise für Energie, Rohstoffe und Vorprodukte stehen auf der einen Seite. Die häufig fehlende Marktmacht gegenüber den Kunden, höhere Erzeugerpreise durchzusetzen, auf der anderen“. Diese Kostenklemme trifft unsere mittelständisch geprägte Branche im Land besonders hart. Laut Golla ist die Chemische Industrie ausgesprochen innovativ und flexibel – sie steht auf der Kostenseite aber unter extremem Druck. Eine sichere Versorgung mit bezahlbarer Energie sei existentiell für die Zukunft der Chemie und damit der gesamten industriellen Wertschöpfungskette.
"Bei der Beschäftigung sehen wir derzeit noch eine positive Entwicklung“, kommentierte Björn Sucher, Hauptgeschäftsführer des Chemie-Arbeitgeberverbandes, die aktuelle Konjunkturlage. Die Personalzahlen stiegen 2022 bislang um 2,4 Prozent auf inzwischen 61.600 Mitarbeiter. Er mahnt allerdings: "Dauerhaft stabil bleibt die Beschäftigungslage nur, wenn das Umfeld auch Investitionen möglich macht." Zusätzliche personalpolitische Hürden, wie sie beispielsweise bei der Gaspreisbremse geplant werden, seien daher völlig unverständlich. "Die dortigen Anforderungen zur Beschäftigungssicherung sind absolut kontraproduktiv". Gerade in Krisenzeiten müssten aber Bürokratie und Regulierung in allen Bereichen auf das absolut Notwendige beschränkt werden. Zeitgemäße arbeitsrechtliche Rahmenbedingungen sind Bestandteil jeder Diskussion um Standort und Arbeitsplätze, so Sucher abschließend.