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Chemie-Tarifverhandlungen für Baden-Württemberg gestartet

28.04.2004

Karlsruhe, 28.04.2004.Über die Erhöhung der Tarifeinkommen für die fast 80.000 Beschäftigten der chemischen Industrie Baden-Württembergs wurde gestern in Karlsruhe verhandelt. Dabei forderte Peter Schiller, Verhandlungsführer der Chemie-Arbeitgeber, einen "längst überfälligen Tritt auf die Kostenbremse".

 

Die Forderung der Chemie-Gewerkschaft, die Entgelte um 3,5 Prozent zu erhöhen, wurde zurück gewiesen: Laut Schiller könnten sich die Unternehmen nicht gleichzeitig im internationalen Wettbewerb behaupten, eine mehrjährige Konjunkturflaute durchstehen, die Beschäftigung halten, die Zahl der Ausbildungsplätze steigern und zusätzlich noch deutliche Tariferhöhungen verkraften. Die besonders schwache Branchenkonjunktur erlaube derzeit nicht einmal eine Reallohnsicherung. Erschwerend komme hinzu, dass die wirtschaftliche Entwicklung der chemischen Industrie in Baden-Württemberg noch schlechter sei als im Bundesdurchschnitt.

 

Die Chemie-Arbeitgeber machten an einigen Beispielen deutlich, wie schwierig die Situation in den Unternehmen ist. Besonders die im internationalen Vergleich höchsten Arbeitskosten sowie niedrige Renditen gefährden den Standort.

 

Nach einer aktuellen Konjunkturumfrage des Arbeitgeberverbandes Chemie wird vor allem das Inlandsgeschäft durchweg pessimistisch beurteilt. 40 Prozent der Unternehmen erwarten für dieses Jahr einen Personalabbau.

 

Als völlig unverständlich bezeichnete Schiller die gewerkschaftliche Forderung, die Ausbildungsvergütung um 25 € zu erhöhen und gleichzeitig das Ausbildungsplatzangebot zu steigern. Eine solche Forderung sei Gift für die erfolgreichen Ausbildungsanstrengungen der Unternehmen. Außerdem passe sie nicht zu der Zusage der Gewerkschaft, in diesem Jahr über ein Einfrieren der Ausbildungsvergütung zu verhandeln. Die Arbeitgeber sind bereit, den erfolgreichen Tarifvertrag "Zukunft durch Ausbildung" fortzuführen.

 

Nach mehrstündiger Diskussion über die wirtschaftliche Lage wurden die Verhandlungen ergebnislos vertagt. Arbeitgeber und Gewerkschaften einigten sich darauf, die Chemie-Tarifverhandlungen voraussichtlich am 6. Mai auf Bundesebene fortzusetzen.