Presse
Chemie-Tarifrunde 2008: Erste Regionale Verhandlungen vertagt
Baden-Baden/Karlsruhe, 4. März 2008 - "Der Chemiestandort Baden-Württemberg ist durch mittelständische Unternehmen mit überdurchschnittlich hohen Lohnquoten gekennzeichnet. Sie können sich die Forderungen der Gewerkschaft schlicht nicht leisten", fasste Mark Hagmann, Vorsitzender der Tarifkommission des Arbeitgeberverbandes Chemie Baden-Württemberg e. V. (agvChemie), die erste Chemie-Tarifverhandlung für Baden-Württemberg zusammen. Die hohen Forderungen der Gewerkschaft IG BCE - unter anderem 7 Prozent Lohnerhöhung - ließen die zu erwartende Abschwächung der Konjunktur unberücksichtigt. "Auch die Risiken und Unsicherheiten durch steigende Energie- und Rohstoffkosten sind groß", so Hagmann.
In der ersten Chemie-Tarifrunde in Baden-Württemberg wurde hauptsächlich über die wirtschaftliche Situation der Branche diskutiert. Der Hauptgeschäftsführer der Chemiearbeitgeber, Gerhard Schäferkord, erklärte, man habe versucht "den Blick wieder auf das Machbare zu lenken".
Eine weitere Forderung ist, den Tarifvertrag "Zukunft durch Ausbildung" fortzusetzen. Seit 2004 haben die Chemieunternehmen in Baden-Württemberg im Rahmen dieses Vertrages eine Steigerung des Ausbildungsplatzangebotes um 12 Prozent erreicht. Derzeit bildet die chemische Industrie im Land 2007 mehr als 3.150 Auszubildende aus. Insgesamt hat sie das Ausbildungsplatzangebot seit Mitte der 90er Jahre um mehr als 40 Prozent erhöht. Die Arbeitgeber brauchen die Diskussion darüber nicht zu scheuen, so Schäferkord.
Für die baden-württembergischen Chemieunternehmen ist neben der Verhandlung über die Entgelte ein besonders wichtiges Thema der Komplex "Lebensarbeitszeit". Nach dem Willen des agvChemie sollen hier verstärkt Anreize zu längerer Beschäftigung geschaffen werden. "Flächendeckende Anspruchslösungen zum vorzeitigen Ausstieg sind aus heutiger Sicht kontraproduktiv und nicht geeignet, das notwendige Umsteuern von Frühverrentung zu längerer Beschäftigung zu fördern," so Schäferkord.
Die Verhandlungen wurden nach mehrstündiger Wirtschaftsdebatte ohne Ergebnis vertagt. Sie werden am 1. April 2008 in Hannover auf Bundesebene fortgesetzt.
Die Chemie-Tarife in Baden-Württemberg gelten für 260 Unternehmen mit 76.500 Beschäftigten.