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BPI-Umfrage: Versicherte wollen Versorgungssicherheit bei Rabattverträgen

19.08.2016

Baden-Baden, 19. August 2016. Wenn es um verlässliche Arzneimittelversorgung geht, ist mit den gesetzlich Versicherten in Deutschland nicht zu spaßen. So ergab eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts INSA im Auftrag des BPI, dass es für gut 40 Prozent der Erwachsenen in Deutschland ein Grund wäre ihre Kasse zu wechseln, wenn diese für ein Medikament zur Behandlung einer chronischen Erkrankung nur mit einem einzigen Hersteller einen Vertrag abgeschlossen hätte. „Die Umfrageergebnisse müssten die Kassen eigentlich erschrecken“, so Dr. Thomas Stiefel, Vorsitzender des Landesverbandes Baden-Württemberg im Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI).

„Sparen zu Lasten der Versorgungssicherheit verunsichert die Versicherten“, so Dr. Stiefel. Laut Umfrage wären fast 60 Prozent der Erwachsenen in Deutschland verunsichert, wenn ihre Krankenkasse lediglich einen einzigen Liefervertrag für Medikamente gegen chronische Erkrankungen wie Diabetes abgeschlossen hätte. Für 40 Prozent der Befragten wäre dieses Szenario sogar ein triftiger Grund, ihre Krankenkasse zu wechseln.

Tatsächlich sind solche Rabattverträge längst Realität. Es kann zu Lieferengpässen kommen, wenn Krankenkassen sich aus Kostengründen nur an einen Hersteller binden. Kann dieser aus technischen Gründen nämlich einmal nicht oder nicht rechtzeitig liefern, bekommt der Patient in der Apotheke nicht mehr sein gewohntes Arzneimittel ausgehändigt. Kritisch wird es, wenn die Zahl der Anbieter sinkt: Gibt es nicht mehr genügend Anbieter, kann es sogar zu einem Versorgungsengpass kommen.

Der BPI fordert den Gesetzgeber auf, den jetzt vorliegenden Gesetzesentwurf zur Arzneimittelversorgung auch in diesem Punkt detaillierter zu fassen. Der Hauptgeschäftsführer des BPI Bundesverbandes, Henning Fahrenkamp, ist überzeugt: „Die derzeitige Ausschreibepraxis der Krankenkassen gefährdet die Versorgung. Deshalb brauchen wir hier dringend eindeutige gesetzliche Regelung. Es ist für die Versorgungssicherheit wichtig, an mindestens drei Anbieter je Los einen Zuschlag zu erteilen. Mit fairen Vergaberegelungen haben insbesondere die standortorientierten Unternehmen echte Chancen am Wettbewerb teilzunehmen. Zudem muss die Zeit zwischen Zuschlagserteilung und dem Lieferbeginn von sechs auf zwölf Monate erhöht werden. Nur dann können vor allem mittelständische Unternehmen ihre Produktionsmengen sicher planen.“

Allein im vergangenen Jahr haben 123 Krankenkassen 21.136 Rabattverträge für 15.942 Handelsformen mit 152 Pharmaherstellern abgeschlossen. Laut IMS Health erhöhte sich die Rabattquote unter den patentfreien Präparaten von 61 Prozent (2014) um zwei Prozentpunkte auf 63 Prozent (2015). Bei den Verhandlungen zogen die Kassen die Sparschrauben ordentlich an: So erhielten sie bereits mehr als 3,6 Milliarden Euro an Rabatten auf ihre Arzneimittelausgaben. Das waren rund 14 Prozent höhere Einsparungen als im Vorjahr.

Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e. V. (BPI) vertritt das breite Spektrum der pharmazeutischen Industrie auf nationaler und internationaler Ebene. Über 240 Unternehmen mit zirka 73.000 Mitarbeitern haben sich im BPI zusammengeschlossen.


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Landesverband Baden-Württemberg

Im <link internal-link internal link in current>BPI Baden-Württemberg sind derzeit insgesamt 38 Mitgliedsunternehmen mit 6.100 Beschäftigten organisiert. Der Jahresumsatz betrug 2015 ca. 2,2 Milliarden Euro.