Verbände
Qualifizierungsverbünde: Gemeinsam Fortbildung denken
agvChemie ist neues Mitglied der Qualifizierungsverbünde Baden-Württemberg
Arbeiterlosigkeit, Fachkräftemangel, Qualifizierungsbedarfe – der Schuh drückt die Branche an vielen Stellen. Mit dem Beitritt zu den sogenannten Qualifizierungsverbünden will die Chemie- und Pharma-Industrie Baden-Württembergs jetzt neue Wege gehen. Vor allem Kleinst-, Klein- und Mittelständische Unternehmen sollen davon profitieren und befähigt werden, branchen- und betriebsspezifische Kompetenzbedarfe zu identifizieren und passende Qualifizierungsmaßnahmen für ihre Beschäftigten zu finden.
„Wir wollen über die Qualifizierungsverbünde Synergien und Möglichkeiten für Mitgliedsunternehmen erreichen, die ihnen vorher nicht offenstanden“, umreißt Nicole Mockert vom agvChemie die Chancen und Möglichkeiten, die sich durch das Projekt bieten. Nach dem Beitritt des agvChemie zu den Qualifizierungsverbünden wurde das Projekt im Frühjahr 2024 ausführlich den hochinteressierten Personalleitern in den Personalleiterkolloquien des Verbandes vorgestellt. Nun werden intensiv die möglichen Themen und verschiedenen Optionen diskutiert und geprüft, wie Unternehmen hiervon profitieren können.
Regionale Netzwerke
In Qualifizierungsverbünden schließen sich verschiedene Firmen, Verbände und Institutionen zu regionalen Netzwerken zusammen, die gemeinsame Weiterbildungsangebote für Beschäftigte der Branchen – mitunter auch branchenübergreifend – planen und durchführen.
Denkbar sind beispielsweise Sprachkurse „Deutsch in der Produktion“ oder auch die Teilqualifizierung „Produktionsfachkraft Chemie“ oder „Maschinen- und Anlagenführer“. Mockert: „Zielgruppe sind Unternehmen, die zwar Bedarf haben, aber zu wenig Potenzial, um eine eigene Qualifizierungsmaßnahme mit genügend Teilnehmern auf die Beine stellen zu können.“
Arbeitsmarkt-Drehscheiben
Ein wichtiger Bestandteil der Verbünde ist der Netzwerkgedanke. Konkretes Beispiel hierfür sind die „Arbeitsmarkt-Drehscheiben“, die als transparente und regionale Kommunikationsplattformen eine zunehmend wichtige Rolle spielen. Sie dienen als Vermittlungsplattform und erleichtern damit die Zusammenführung von Unternehmen, die Mitarbeiter freisetzen, und solchen, die Mitarbeiter suchen. Regionale Bedarfe werden so sichtbar und können in der Folge direkt über die Unternehmen gedeckt werden. Zudem können Unternehmen durch regelmäßige Updates und Informationen vom Verband und den Arbeitsagenturen besser auf Veränderungen in der Arbeitswelt reagieren.
Aktive Arbeitsmarkt-Drehscheiben gibt es bereits in Ostwürttemberg, Ulm, Schwäbisch Hall, Ludwigsburg, Göppingen, Esslingen, Schwarzwald Hegau, Bodensee Oberschwaben, Reutlingen/Neckar Alb und Freiburg Ortenau.
Was ist ein Qualifizierungsverbund?
In einem Qualifizierungsverbund schließen sich mehrere Unternehmen mit ähnlichen Herausforderungen in der Personalentwicklung und der Qualifizierung ihrer Mitarbeitenden zusammen.
Im Fokus steht dabei zum einen der Austausch unter den Partnern eines Verbundes. Zum anderen sind sie Netzwerke, bei denen mehrere Unternehmen und ggf. Bildungsanbieter zusammenarbeiten, sodass Weiterbildungsmaßnahmen ressourceneffizient über Betriebsgrenzen hinaus organisiert und durchgeführt werden können. Jeder Verbund arbeitet selbstorganisiert und finanziell selbsttragend.
Die teilnehmenden Unternehmen entscheiden selbst, in welche Richtung sie ihren Qualiverbund ausprägen und wie intensiv sie zusammenarbeiten wollen. In gemeinsamen Treffen werden abhängig von aktuellen und strategischen Bedarfen inhaltliche Schwerpunkte gesetzt und Maßnahmen entwickelt. Verbundmanager steuern operativ das Netzwerkmanagement. Sie halten persönliche Kontakte und sichern den Informationsfluss.
2019 wurden die Qualifizierungsverbünde Baden-Württemberg ins Leben gerufen. In einer vierjährigen Projektphase unter Federführung des Bildungswerks der Baden-Württembergischen Wirtschaft e. V. (Biwe-Gruppe) entstanden bis 2023 insgesamt 33 Qualifizierungsverbünde, die über 300 Verbundtreffen, Trainings und Foren veranstalteten. Mehr als 1.200 Unternehmen und Institutionen waren darin involviert. Der agvChemie ist 2024 beigetreten.
Die Vorteile von Qualifizierungsverbünden auf einen Blick
• Weiterbildungen gemeinsam planen und Kosten sparen
• Netzwerken und Wissensaustausch unter Personalverantwortlichen (Anregungen erhalten und von Beispielen profitieren)
• Gemeinsam Themen angehen (verschiedene Blickwinkel einbeziehen und Synergieeffekte nutzen)
• Vorträge durch Fachreferenten (Fachwissen erweitern und aktuelle Entwicklungen verfolgen)
• Vorstellen von Best Practice Beispielen (Erfolgsfaktoren ermitteln und Übertragbarkeit prüfen)
• Beschäftigungssicherung und Vermeidung von Arbeitslosigkeit