Umwelt und Sicherheit

Blutwurz: zart aber heilsam

04.05.2024

Bei Blutwurz (Potentilla erecta) handelt es sich um eine krautige Pflanze aus der Familie der Rosengewächse. Blutwurz hat kleine gelbe Blüten, die auf stark verzweigten Stängeln wachsen und von Juli bis August blühen. Die Pflanze erreicht eine Höhe von bis zu 30 Zentimetern und trägt kleine, nussartige Früchte. Auch wenn zuerst die gelben Blüten mit den vier Kronblättern auffallen: Pharmazeutisch bedeutender ist die Wurzel, die seit dem Altertum als Arzneimittel zum Einsatz kommt. Schneidet man den Stiel an, so verfärbt sich die Schnittstelle durch Oxidation von enthaltenen Gerbstoffen zu Phlobaphenen rot, was der Blutwurz ihren Namen gab. Die Wurzel ist 1 bis 3 Zentimeter dick, außen dunkelbraun und innen blutrot.

Als Standort bevorzugt der Blutwurz sonnige Plätzen wie Wiesen oder helle Wälder. Er ist in Nord- und Mitteleuropa, Westasien und Nordafrika verbreitet

Während die Blutwurz früher bei einer ganzen Reihe von Erkrankungen zum Einsatz kam – darunter Vergiftungen, Infektionskrankheiten, Gelbsucht, Fieber, Nasenbluten, Menstruationsbeschwerden und Augenleiden, sind heutzutage noch zwei Anwendungsgebiete aus dem Blutwurz-Wurzelstock bekannt: Durchfallbeschwerden sowie Entzündungen im Mund- und Rachenraum. Daraus werden Teezubereitungen, Tinkturen und Extrakte hergestellt.

Was Experten empfehlen

Der Verband ESCOP (European Scientific Cooperative on Phytotherapy) rät zum Einsatz entsprechender Zubereitungen bei unspezifischer und akuter Diarrhö sowie unterstützend bei Darmentzündungen und bei leichten Irritationen der Mund- und Rachenschleimhaut. Die Empfehlungen gelten für Erwachsene und Kinder ab drei Monaten.

Die Fachgesellschaft HMPC (Committee on Herbal Medicinal Products) nennt Einsatzmöglichkeiten bei mildem Durchfall sowie bei leichten Entzündungen der Mundschleimhaut bei Erwachsenen. Von einem Einsatz bei Kindern rät sie ab. Wenn sich Beschwerden trotz der Behandlung verschlechtern oder auch nach drei Tagen (im Fall von Durchfall) oder nach einer Woche (im Fall von Entzündungen im Mund) nicht kuriert sind, soll ein Arzt aufgesucht werden.

Gerbstoffe mit Wirkung

Als wirksamkeitsbestimmende Inhaltsstoffe der Blutwurz gelten Gerbstoffe, die in Konzentrationen von 15 bis 22 Prozent in der Droge enthalten sind. Weitere Inhaltsstoffe sind Flavonoide, Triterpensaponine und Phenolsäuren. 

Letztendlich sind es die Gerbstoffe, weshalb der Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde die Blutwurz zur Arzneipflanze des Jahres qualifizierte. Weithin bekannt ist deren zusammenziehende Wirkung, bei der es zur Ausfällung von Eiweißen kommt. Dabei kann ein kräuselndes, pelziges Gefühl auf der Haut oder im Mund entstehen. Auch wird derzeit untersucht, inwieweit Gerbstoffe auch antiviral oder antimikrobiell wirkten – beispielsweise gegen Campylobacter.

Eine andere Verwendung findet der Blutwurz heute im Bayerischen Wald: Dort stellt man daraus einen beliebten Kräuterlikör oder -schnaps her.

Weitere Informationen zum Blutwurz finden Sie hier: www.uni-muenster.de/Chemie.pb/institut/garten/AdJ2024.html