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Chemiebranche investiert Millionen in Baden-Württemberg und schafft Hunderte Jobs

16.07.2020

Karlsruhe. Die Corona-Krise macht der Wirtschaft einen Strich durch die Rechnung: Weltweit müssen Unternehmer auf die schwierige Lage in Europa, den USA und Asien reagieren. Doch sie schauen nach vorn: In Baden-Württemberg bringt die Chemiebranche den Standort jetzt durch millionenschwere Investitionen voran.

So erhöht etwa Evonik die Kapazität für pharmazeutische Wirkstoffe bis 2024 am Standort Dossenheim bei Heidelberg: „Die Covid-19-Pandemie hat vielen Unternehmen in der Pharma-Industrie vor Augen geführt, wie wichtig es ist, auf europäische Produktionsstandorte zurückgreifen zu können, die schnell und sicher lebensrettende Wirkstoffe herstellen und an regionale Märkte liefern“, begründet Evonik-Manager Thomas Riermeier die Maßnahme. Der Ausbau in mehreren Stufen startet jetzt mit einer Investition von 25 Millionen Euro für Dossenheim sowie den Standort Hanau.

Auch das Gesundheitsunternehmen Roche Diagnostics will wachsen: „Um den weltweiten Bedarf nach Pharma- und Diagnostika-Produkten zu sichern, stellen wir momentan aktiv ein“, sagt Pressesprecherin Bärbel Beenken. „Wir suchen für dieses Jahr noch neue Mitarbeitende im dreistelligen Bereich an unseren Standorten Mannheim und Penzberg.“ Bewerben kann man sich unter roche.de. Zum September starten wie immer 80 Auszubildende.

Deutschlands größte Raffinerie, die Karlsruher MiRO, nimmt gleich 300 Millionen Euro in die Hand. Ziel der Aktion „Road to 21“: die Kosten reduzieren und mehr aus dem Rohstoff Öl herausholen. Im Mai wurde bereits eine Schlüsselanlage („Coker“) optimiert: In dieses „Herz“ der Raffinerie wurde eine rund 50 Tonnen schwere und 20 Meter hohe Kolonne eingebaut.

In Schwäbisch Gmünd entsteht für 100 Millionen Euro ein neues Logistikzentrum. Bauherr ist der Naturheilmittel-Hersteller Weleda, der Spatenstich ist für Ende des Jahres geplant. Langfristig sollen am Standort mehrere Funktionen gebündelt werden, weitere Investitionen sind angedacht.

Pfizer feiert in Freiburg 2021 die Eröffnung der neuen 142 Millionen Euro teuren Fertigungsstätte für feste Arzneiformen. Dann kann das Werk „in größeren Maßstäben Tabletten und Kapseln aus hochwirksamen Wirkstoffen produzieren“, erklärt Werkleiter Axel Glatz. Heißt: sieben statt fünf Milliarden Tabletten und Kapseln pro Jahr – und 200 neue Arbeitsplätze.

Der Pharmakonzern Boehringer Ingelheim steckt am Standort Biberach 40 Millionen Euro in ein neues Kompetenzzentrum zur Abfüllung von Biopharmazeutika. Dadurch entstehen „moderne und spannende Arbeitsplätze“, sagt Philine Dobberthien, Leiterin der Biopharma-Klinikmusterherstellung in Biberach. Dazu kommt das im Bau befindliche 230 Millionen Euro teure Entwicklungszentrum für biopharmazeutische Arzneimittel, der Bezug ist 2021. Weitere 20 Millionen Euro fließen in die Erweiterung der Kantine, geplant sind zudem ein Forschungsgebäude (94 Millionen Euro) sowie ein Bürogebäude.