Energieeffizienz | Umwelt und Sicherheit | DSC-Newsletter

Nachhaltigkeit und alternative Rohstoffe: Mit Federn kleben

Federn könnten in Zukunft Rohölprodukte bei Klebstoffen ersetzen

18.04.2024

Klebstoffe werden für viele alltägliche Produkte genutzt und sind für technische Anwendungen oft unverzichtbar. Sie sind meist wasserfest, rosten nicht, haben ein geringes Gewicht und sind leicht zu verarbeiten. Hauptbestandteil vieler Klebstoffe sind aber Kunststoffe, sogenannte Polymere, die aus Erdöl gewonnen werden. Polymere kommen aber auch in der Natur vor und könnten die synthetischen Kunststoffe ersetzen. Seit einigen Jahren wird daher zu diesem Thema weltweit geforscht. 

Keratin zum Beispiel ist ein Biopolymer und Hauptbestandteil von Haaren, Horn, Hufen und eben auch Federn. Als Faserprotein verleiht es Elastizität und Festigkeit und ist nach Cellulose und Chitin das dritthäufigste Polymer in der Umwelt. Es ist biologisch abbaubar und darüber hinaus ungiftig. Als Nebenprodukt der Geflügelindustrie fallen weltweit jährlich Millionen Tonnen Federn an, die bisher verbrannt oder gemahlen dem Tierfutter beigemischt werden. Effektive und profitable Verfahren zur Nutzung dieser Ressource werden deshalb kontinuierlich weiterentwickelt. 

Bisherige Ansätze benötigen zur Umwandlung Denaturierungsmittel und synthetische Reduktionsmittel, hohe Salzkonzentrationen und hohe Temperaturen, die den Grundsätzen einer nachhaltigen und umweltfreundlichen chemischen Verarbeitung widersprechen.

Die Henkel AG & Co. KGaA und das Fraunhofer IGB Stuttgart arbeiten gemeinsam an nachhaltigeren Lösungen. Das seit drei Jahren laufende Projekt nennt sich KERAbond: „Spezialchemikalien aus maßgeschneiderten funktionellen Keratinproteinen“, die unter anderem für Klebstoffe eingesetzt werden können. Da ist der Name Programm: "KERA" steht für Keratin, "bond" ist englisch für kleben. Als Ausgangsstoff für die Weiterentwicklung speziell formulierter Klebstoffe ist das Faserprotein Keratin durch seine Struktur und die Eigenschaft, Vernetzungsreaktionen einzugehen, in besonderem Maße geeignet. Verwendet werden Hühnerfeder aus einem Schlachtbetrieb. Das Besondere an diesem im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft geförderten Projekt ist der neue Prozess zur ressourcenschonenden und umweltfreundlichen Zersetzung der Federn.