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Topmanager-Interview: „Zwangsrabatte gefährden den Pharma-Standort“

13.09.2013
Grenzach. Deutschland galt einst als „Apotheke der Welt“ – aber neuerdings kommen bestimmte hier entwickelte Arzneimittel-Neuheiten nur noch im Ausland auf den Markt. Der Inlandsumsatz stagniert, Investitionen und Stellenzahl gehen zurück. AKTIV fragte Hagen Pfundner, Chef von Roche Deutschland in Grenzach, nach dem Grund. Die deutsche Pharma-Industrie hat 80.000 Beschäftigte und gut 300 produzierende Betriebe. Reicht das nicht Deutschland ist mit einem Volumen von 46 Milliarden Euro einer der großen Einzelmärkte des globalen Pharmageschäfts – und der bedeutendste in Europa. Sorge bereitet uns aber der zunehmende Bedeutungsverlust als Leitmarkt für innovative Medikamente. Wo ist das Problem Staatliche Zwangsabgaben in Höhe von 16 Prozent auf patentgeschützte Arzneimittel und die Verhandlungen mit den Krankenkassen wegen der frühen Nutzenbewertung bremsen das Wachstum. Allein der Zwangsrabatt und das Verbot von Preiserhöhungen seit dreieinhalb??Jahren haben den Kassen im letzten Jahr 2,6 Milliarden Euro eingebracht. Neue Medikamente sind oft sehr teuer?… …?stimmt, doch man muss den ganzen Nutzen sehen: Innovationen verlängern das Leben und die Lebensqualität von Patienten, weniger Krankenhaustage sind effizient für das Gesundheitssystem, und die Produktivität steigt, wenn die Menschen gesund sind. Die Kassen bezahlen zwar jährlich 7 Milliarden Euro für patentgeschützte Arzneimittel, die Pharma-Industrie in Deutschland investiert jedoch 11 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung sowie Sachanlagen. Und sie zahlt Steuern! Wie kann Deutschland attraktiv bleiben Um mit dem Erstarken Asiens, Lateinamerikas und der US-Wirtschaft mithalten zu können, muss unsere indus­trielle Gesundheitswirtschaft mehr politische Bedeutung erhalten. Gemeinsam mit der Luft- und Raumfahrt-Industrie gehören wir immer noch zu den Spitzentechnologien. Interview: Sabine Latorre