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Medizintechnik: Sonderausstellung „Herzblut“ in Mannheim: Vom Aderlass zum Computertomografen

30.01.2015
Mannheim. Du-dumm, du-dumm, du-dumm: Das dumpfe Pochen eines regelmäßigen Herzschlags erfüllt den dunklen Raum der Sonderausstellung „Herzblut“ im Mannheimer Technoseum (bis 7. Juni 2015). Man kann das Organ nicht nur hören, sondern auch sehen – mittels einer dreidimensionalen Rekonstruktion aus Plastik. Fällt das Organ aus, übernimmt ein Kunststoffherz die Funktion, sichtbar als Pumpe in einem durchsichtigen Kunststofftorso. „Der Blick in den Körper, Eingriffe, Implantate: Wir zeigen, wie sich die Medizintechnik vom Mittelalter bis heute entwickelt hat“, erklärt Kurator Alexander Sigelen. Im 19. Jahrhundert revolutionierten naturwissenschaftliche Erkenntnisse die Behandlungsmethoden: Forscher entdeckten die Röntgenstrahlung, identifizierten Bakterien als Ursache für Infektionen und erhielten durch Mikroskope ganz neue Einblicke. Das veränderte die medizinische Ausrüstung: „Während alte Amputationssägen noch kunstvoll gearbeitete Holzgriffe haben, bestehen spätere Modelle komplett aus Metall und lassen sich sterilisieren“, erklärt Sigelen.

Chipgesteuerte Handprothesen und Pflegeroboter in Robbenform

Die ersten Röntgenaufnahmen waren unscharf und schummrig, heute erlaubt die Computertomografie einen präzisen Querschnitt des kompletten Körpers. Und was kommt demnächst? Der Kurator wagt einen Blick in Zukunft. Bald schon soll es etwa chipgesteuerte Handprothesen geben oder ein Knochenersatz-Material aus Calciumverbindungen. Zum Greifen nahe ist auch der Therapieroboter Paro, der einen beruhigenden Einfluss auf Demenzkranke haben soll: Streichelt man das weiche Fell, reagiert die Robbe mit Bewegungen. Möglich machen dies unzählige Sensoren im Inneren des Kuscheltiers. In Mannheim warten 700 medizinische Gerätschaften auf die Besucher. Wie eine furchteinflößende Zahnarzt-Zange aus der Zeit um 1780, eine komplette Hausarztpraxis aus den 60er-Jahren, hochmodernes Einweg-Operationsbesteck aus mattschwarzem Kunststoff oder ein Hightech-Dialyse-Apparat. Spannend: Im „Anatomischen Theater“ leuchten auf Knopfdruck die Organe einer gläsernen Frau. Die Netzhaut an einem Modell untersuchen die Besucher selbst – wie ein Augenarzt. Chirurgisches Feingefühl beweist man beim Auffädeln von Perlen mit Operationsbesteck. Siegelen: „Wir wollen im wahrsten Sinne des Wortes begreifbar machen, was Medizintechnik heute leistet!“ Weiter Infos: technoseum.de