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Chemische und pharmazeutische Industrie in Baden-Württemberg: Chemie und Pharma erzielte 2019 schwarze Null / Keine Krisenstimmung im laufenden Jahr

17.02.2020

Stuttgart, 17. Februar 2020. Die chemische und pharmazeutische Industrie in Baden-Württemberg hat das Jahr 2019 mit einer schwarzen Null beim Umsatz abgeschlossen. Für 2020 erwarten die mehr als 470 Unternehmen (107.800 Beschäftigte) eine verhaltene Entwicklung. Das teilten die Verbände der Branche, Chemie.BW, am Montag auf ihrer Wirtschaftspressekonferenz mit.

Nach den Chemie.BW-Berechnungen und den Angaben des statistischen Landesamtes stiegen die Umsätze 2019 um 0,8 Prozent auf 21,4 Milliarden Euro. Im Inland gingen sie um ein halbes Prozent zurück, die Auslandsumsätze wuchsen um 1,7 Prozent. 62 Prozent ihrer Umsätze erzielen die zumeist mittelständischen Unternehmen im Ausland. Die Beschäftigung wuchs im gleichen Zeitraum sogar um 1,6 Prozent.

Arzneimittelhersteller

Die Teilbranche Pharma hat in Baden-Württemberg unterm Strich ebenfalls positiv abgeschlossen. Ein Umsatzwachstum von 3,3 Prozent liegt deutlich über dem der Teilbranche im Bund. Dabei stiegen die Inlandsumsätze nur um 0,4 Prozent, die im Ausland aber um 4,7 Prozent. Der Beschäftigungsaufbau bei Pharma war überdurchschnittlich mit 3,4 Prozent.

Die unklare Situation in China und dort drohende Lieferengpässe von Roh- und Wirkstoffen sind für das laufende Jahr ein schwieriger Auftakt. Die Unternehmen müssten bei einer andauernden Virus-Epidemie in China ihre Rohstoffvorräte aufbrauchen. Davon abgesehen erwarten die Pharmaunternehmen in Baden-Württemberg 2020 keine Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation.

Farben und Lacke

Die baden-württembergischen Hersteller von Beschichtungen, Bautenschutzmitteln, Farben und Lacken konnten ihre Umsätze im vergangenen Jahr um 1,8 Prozent steigern (Inland + 1,4, Ausland +2,6 Prozent). Die Zahl der Beschäftigten wuchs um 1,9 Prozent. Die Aussichten für 2020 sind eher verhalten. Den Unternehmen bereiten vor allen Dingen die Versorgung mit Rohstoffen und hohe Weltmarktpreise Sorgen. Die Branche steht im weltweiten Wettbewerb und muss beispielsweise gestiegene Arbeitskosten weitergeben.

Ergebnisse Konjunkturumfrage: Keine Krisenstimmung

Chemie.BW hat Ende Januar unter den Mitgliedsunternehmen eine repräsentative Umfrage zur aktuellen Konjunktur und zu den Einschätzungen für 2020 durchgeführt. Beteiligt haben sich 110 Unternehmen mit mehr als 38.000 Beschäftigten.

Im Ergebnis rechnen über alle Teilbranchen hinweg die Unternehmen nicht mit einer Krise. Gut die Hälfte gehen von steigenden Umsätzen aus, knapp ein Drittel hoffen auf gleichbleibende Geschäfte. Dabei sind die großen Unternehmen optimistischer; hier ruhen die Hoffnungen insbesondere auf dem Auslandsgeschäft.

Investitionen werden 2020 eher auf dem Niveau des Vorjahres gehalten; aufstocken möchten hier nur ein knappes Drittel. Dasselbe gilt für die Erwartungen an die Produktion: 57 Prozent rechnen mit gleichbleibendem Output.

Deutliche Unterschiede zwischen großen und kleineren Unternehmen zeigen sich bei der Frage nach der Beschäftigung: Die größeren Unternehmen gehen zu mehr als einem Drittel von einem Rückgang der Mitarbeiterzahlen aus. Dagegen wollen 61 Prozent der Mittelständler sie konstant halten, 27 Prozent sogar ausbauen.

Risiken für die weitere Entwicklung

Für die kleineren Unternehmen spielt der Fachkräftemangel eine erhebliche Rolle: die Hälfte dieser Unternehmen sehen ihn als großes Problem an. Für 35 Prozent der Großunternehmen ist der Fachkräftemangel ein Risiko – als existentiell schätzen ihn nur kleine Unternehmen ein.

Größter und existenzieller Risikofaktor für eine weitere positive Entwicklung der Betriebe sind weiterhin die hohen Arbeitskosten in Deutschland. Das sehen 62 Prozent aller Unternehmen so; bei den großen Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten sind es 65 Prozent.

Diese Unternehmen verfügen in der Regel über Konkurrenzstandorte des eigenen Konzerns im europäischen Umfeld - Verlagerungen oder schnelle Standortentscheidungen gegen Deutschland sind dort kurzfristiger möglich. Hier kommen, so Martin Haag, der Vorsitzende des baden-württembergischen Verbandes der Chemischen Industrie, immer noch anhaltende Probleme mit Genehmigungsverfahren hinzu: „Häufig sind die Hürden in Deutschland höher als in anderen Staaten. Und regelmäßig dauern Verfahren auch noch deutlich länger.“ Das kann so nicht bleiben: „Wir müssen heute extrem schnell und flexibel arbeiten, um am Standort wettbewerbsfähig zu bleiben.“

Prognose 2020

Aus diesen Ergebnissen der Konjunkturumfrage und den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zieht Thomas Mayer, Chemie.BW-Hauptgeschäftsführer, den Schluss: „Im Grundsatz läuft es auf Stagnation hinaus. Wir rechnen für 2020 mit einem leichten Rückgang der Produktion und einem geringen Anziehen der Erzeugerpreise. Daher werden die Umsätze stagnieren oder nur sehr schwach steigen - unter einem Prozent.“