Pharma

Fortschritt durch Biotechnologie: Neue Methode beschleunigt die Entwicklung von Grippeimpfstoffen

28.02.2013

Die Biotechnologie gewinnt weltweit an Bedeutung, in vielen Wirtschaftszweigen ist sie inzwischen ein wichtiger Innovationstreiber. Auch in Deutschland arbeiten Wissenschaftler und Unternehmen aus der Biotechnologie an der Entwicklung neuer Produkte für ungelöste  Probleme, auch im Bereich Pharmazie. Eine wahrscheinlich folgenreiche Entwicklung haben vor kurzem Experten des Friedrich-Löffler-Instituts (<link http: www.fli.bund.de>FLI) und das biopharmazeutisches Unternehmen CureVac aus Tübingen gemacht. Sie haben eine Methode zur schnelleren und zuverlässigeren Herstellung von Grippeimpfstoffen erforscht. In ihrer Veröffentlichung in der Fachzeitschrift „<link http: www.nature.com nbt index.html>Nature Biotechnology“ beschreiben das FLI und <link http: www.curevac.com>CureVac die Ergebnisse aus ihrer Studie, nach der der Botenstoff mRNA (Messenger Ribonukleinsäure) Immunität gegen Grippe-Infektionen (Influenza-A-Viren) bieten kann.

"Die Erkenntnisse aus der Zusammenarbeit mit unseren Kollegen aus dem renommierten Friedrich-Löffler-Institut unterstreichen das medizinische Potenzial von mRNA, das bisher für die Krebstherapie konzipiert war und das auch seine Kapazität als Impfstoff zur Verhinderung von Infektionskrankheiten offen gelegt hat", erklärt Ingmar Hoerr von CureVac. Völlig unmöglich war es mit der bisherigen Technologie auf weltumspannende Grippeepidemien, wie etwa die Vogelgrippe im Jahr 2006/2007 oder die Schweinegrippe im Jahr 2009, schnell zu reagieren. Denn der Impfstoff, der den Patienten normalerweise verabreicht wird, muss schon etwa zehn Monate im Voraus angelegt werden. Mit ihrer Studie konnten die CureVac und das FLI nun belegen, dass die Herstellung von Impfstoffen mit der mRNA-Methode flexibler gehandhabt werden kann. "Die Herstellung basiert nur auf der Viruserbsubstanz, die in mRNA umgeschrieben wird und so die gewünschten Virusproteine für die Immunisierung bildet", erklärt der Leiter des Instituts für Immunologie am FLI, Lothar Stitz, zur Funktionsweise von mRNA. „Während man bei der klassischen Herstellung von Impfstoffen in Eiern oder Zellkulturen von einer Entwicklungszeit von mehreren Monaten spricht, sprechen wir bei der mRNA-Methode von Wochen“. Mit der Methode könnte die Pharmaindustrie auch Impfstoffe für verschiedene Virusstämme oder auch Subtypen liefern und damit schnell auf Pandemie-Szenarien reagieren.

Curevac-Chef Ingmar Hoerr sieht einen weiteren Vorteil: Mit der mRNA-Technologie wäre es auch möglich, in einem Impfstoff beständigere Eigenschaften des Grippe-Virus abzubilden, die sich nicht so schnell wandeln und genetisch mutieren wie etwa das Hämagglutinin oder die Neuraminidasen. Über diese Bestandteile erreichen die bisherigen Impfstoffe ihre Wirkung. Damit wäre erstmals denkbar, einen Grippeimpfstoff zu entwickeln, dessen Wirkung über mehrere Jahre anhält, ähnlich wie bei Masern- oder Hepatitis-Impfungen. Ein weiterer Vorteil dieser Impfstoffe wäre, dass sie bei Transport und Lagerung nicht gekühlt werden müssen, sondern stabil bleiben. „Sie könnten also problemlos in tropischen Ländern eingesetzt werden“, so Hoerr.