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Regionale Schulentwicklung: Sinkende Schülerzahlen werfen Fragen auf / 25 Jahre Arbeitskreis Schule- Wirtschaft Baden-Baden/Rastatt

06.02.2014

Regionale Schulentwicklung ist ein Prozess, der gemeinsam vom Schulamt und den Schulträgern geleistet werden muss. Sie wird nicht „von oben“ diktiert und es steht auch kein Ergebnis von vorneherein fest. Das war ein Fazit der jüngsten Veranstaltung des Arbeitskreises Schule/Wirtschaft im Stadtkreis Baden-Baden und Landkreis Rastatt.  Anja Bauer, Amtsleiterin des Staatlichen Schulamtes Rastatt, erläuterte die Abläufe des Prozesses und die Gegebenheiten in der Region und sprach mit den Bürgermeistern Geggus aus Baden-Baden und Dehmelt aus Hügelsheim darüber. Fast vierzig Besucher waren zu der Veranstaltung ins Haus der Chemie-Verbände Baden-Württemberg gekommen.

Bauer: Sinkende Schülerzahlen machen Schulentwicklung notwendig

Die Schülerzahlen sinken. Dabei ist Baden-Baden noch bei den Grundschulen mit steigenden Schülerzahlen eine Ausnahme. Insgesamt wird bis 2020 auch in der Kurstadt mit einem Rückgang von 8,2 Prozent der Schüler an weiterführenden Schulen gerechnet. Im Landkreis Rastatt werden die Schülerzahlen voraussichtlich um fast 20 Prozent zurückgehen.

Vor dreizehn Jahren verteilten sich die Grundschüler noch gleichmäßig auf Haupt-, Realschule und Gymnasium. Inzwischen gehen in Baden-Baden fast 60 Prozent, in Rastatt mehr als 40 Prozent der Schulabgänger auf die Gymnasien. Die Übergangsquote auf die Haupt- und Werkrealschulen beträgt im Landkreis nur knapp 18 Prozent. Dies führt Bauer auf den Wegfall der verpflichtenden Schulempfehlung zurück.

Durch diese sinkenden Schülerzahlen wird die Regionale Schulentwicklung ein zwangsläufiger Prozess für die Gemeinden, Schulträger, Schulämter und das Regierungspräsidium. Auch der Wunsch nach Gemeinschaftsschulen kann diesen Prozess auslösen. Dazu müssen die Schulträger mindestens 40 Schüler in der Eingangsstufe ebenso wie ein

Gemeinschaftsschule erfordert mindestens 40 Schüler in der Eingangsklasse. Schulträger müssen außerdem ein schlüssiges pädagogisches Konzept nachweisen. Manchmal sei, so Bauer, da auch eine orts- und gemeindeübergreifende Zusammenarbeit notwendig.

Geggus: Schulentwicklung ist Standortpolitik

Vermutlich zwei Schulen in Baden-Baden möchten Gemeinschaftsschule werden – darüber informierte Michael Geggus, Schulbürgermeister aus Baden-Baden, die Besucher der Veranstaltung. Für ihn istdie Schulentwicklung ein infrastruktureller Prozess. Er solle vom „Konkurrenzdenken um die Köpfe“ gelöst werden. Insgesamt gesteht er aber zu: Die Unterbringung der Kinder in Kindergarten und Schulen ist ein Standortfaktor. Berufstägige Eltern seien an eine Ganztagesversorgung gewohnt. Darauf müssten spätestens in zwei bis drei Jahren die Schulträger reagieren.

Im Stadtkreis Baden-Baden konkurrieren derzeit eigentlich nur noch die Gymnasien und Realschulen oder Werkrealschulen miteinander um die Schüler. Von den Eltern werde, so Geggus, die Gemeinschaftsschule gewünscht. Die Entscheidung, wo in der Stadt eine solche entstehe, werde im Mai fallen. Grundsätzlich sei in Baden-Baden nur eine Gemeinschaftsschule möglich – und die solle im Schuljahr 2015/2016 starten. Geggus sieht als Problem der Schulentwicklung, dass damit die Schulträger auf die in Stuttgart gemachte Schulpolitik reagieren muss. Da spielte dann aber der begrenzte Etat einer Stadt eine wichtige Rolle.

Dehmelt: Nehmen gerne die Werkrealschüler aus Baden-Baden

Bei einer Schließung der Werkrealschulen in Baden-Baden macht Reiner Dehmelt, Bürgermeister in Hügelsheim, ihnen ein Angebot: „Sie können zu uns kommen“. Als kleinere Gemeinde hat er besonders mit den weiterführenden Schulen Probleme: die Zahl der Werkrealschüler ist rückläufig. Nur durch eine Zusammenarbeit mit Sinzheim konnten die Schulstandorte gesichert werden.

Er sieht den Knackpunkt im Wegfall der verbindlichen Schulempfehlung. Damit seien die WRS-Schüler massiv zurückgegangen. Das werde sich sicherlich noch zuspitzen. Eine Schule könne nur durch Kooperationen gehalten werden – aber da stelle sich dann verstärkt die Frage des Standortes.

Eine Gemeinschaftsschule bezeichnete Dehmelt als „nicht machbar“ oder nur im Verbund der Region. Deshalb muss die Entwicklung der Schülerzahlen und die regionalen Schulkonferenzen abgewartet werden. Für ist aber wichtig: „Natürlich machen wir die Schule fit“: Eine Ganztagesschule ist geplant und beantragt. Seine Forderung an die Politik: „Ich bin zuversichtlich, dass es auch für kleinere Gemeinden Möglichkeiten gibt, wenn man nicht an den notwendigen 40 Schülern in der Eingangsstufe klebt“.

25 Jahre Arbeitskreis Schule – Wirtschaft Baden-Baden/Rastatt

Im Rahmen der Veranstaltung konnte das Leitungsteam des Arbeitskreises Schule – Wirtschaft Baden-Baden/Rastatt auf 25 Jahre erfolgreiche Kontakte zwischen Schulvertretern und der Wirtschaft im Landkreis Rastatt und im Stadtkreis Baden-Baden zurückblicken. Ralf Müller, Geschäftsführer der Chemie-Verbände, erinnerte kurz an den Beginn – und die erfolgreiche und gute Zusammenarbeit in der Region.