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Zwei Projektleiter bei Brüggemann meistern die größte Investition in der Firmengeschichte

19.01.2021

Heilbronn. „Unsere Arbeit endet nicht, wenn die Anlage zum ersten Mal anläuft“, sagt Michael Sommer. Sein Kollege Oliver Busch pflichtet ihm bei: „Unsere Projekte sind wie Babys, die gibt man ja auch nicht einfach ab, sondern begleitet sie beim Wachsen.“ Die beiden arbeiten als Projektleiter beim Chemie-Spezialisten Brüggemann in Heilbronn und verantworten Konzeption, Planung, Bau und Inbetriebnahme zweier neuer Produktionsanlagen für rund 32 Millionen Euro.

Digitale Abläufe ermöglichen eine lückenlose Dokumentation

Das neue Gebäude für die Herstellung von Kunststoffadditiven in Pulver- und Granulatform ist von Weitem sichtbar: 30 Meter hoch ragen sechs Etagen in den Himmel. „Zusatzstoffe sind wie Doping für Kunststoffe“, erklärt Michael Sommer, Projektleiter im Geschäftsbereich Additive. „Erst ein Additiv macht einen Kunststoff zum Beispiel so hitzefest, dass er im Motorraum eines Autos verbaut werden kann.“ 

In dem neuen Gebäude steckt eine vollautomatisierte Anlage, die Bestandteile der Zusätze mischt und vermahlt. Anschließend wird das Produkt zu Pellets geformt. Dank digitalisierter Abläufe ist jeder Schritt lückenlos dokumentiert und zurückverfolgbar. „Das garantiert kompromisslose Sicherheit“, sagt Sommer, der Maschinenbau studiert hat.

Oliver Busch ist als Projektleiter für den Sprühtrockner im Geschäftsbereich Industriechemikalien verantwortlich. In der neuen Anlage werden unter anderem Reduktionsmittel hergestellt, die man in hochwertigen Farben verwendet. Die Mittel ermöglichen eine chemische Reaktion, bei der sich viele kleine Moleküle (Monomere) zu großen Molekülen (Polymeren) verbinden.

In der 7 Millionen Euro teuren Hightech-Anlage werden wässrige Suspensionen und Emulsionen zu Mikrogranulat getrocknet – das macht Produkte stabiler und einfacher zu verarbeiten. Busch hat der Anlage einen Spitznamen gegeben: „Wir nennen den Trockner Goliath – er hat eine Kapazität von 5.000 Tonnen im Jahr, kann also dreimal so viel Menge verarbeiten wie seine beiden Vorgänger.“ Seit über zwei Jahrzehnten arbeitet der 51-Jährige bei Brüggemann. Sommer (55) ist noch länger dabei: Seit 26 Jahren ist er bei dem 1868 gegründeten Familienunternehmen, das neben Spezialchemikalien auch Alkohole produziert.

Die Projektleiter als Kommunikationsmittelpunkt

Dass sich die beiden gut verstehen, ist nicht zu übersehen – und manchmal beendet einer die Sätze des anderen. Regelmäßiger Austausch ist ihnen wichtig, ihre Büros sind nur durch einen Flur getrennt, kurze Besprechung am Kaffeeautomaten gehört zum Arbeitsalltag. „Jetzt eben mit ausreichend Abstand wegen Corona“, sagt Michael Sommer. Dass die neuen Produktionsanlagen – übrigens die größten Investitionen der Firmengeschichte – termingerecht im Herbst 2020 eingeweiht wurden, macht die beiden stolz: „Es ist ein gutes Gefühl, zur Weiterentwicklung des Unternehmens beitragen zu können“, sagt Busch. „Es ist ein klares Bekenntnis zum Standort, sichert Arbeitsplätze und schafft neue“, ergänzt Sommer.

Von der Konzeption der Anlage bis zu ihrer Realisierung vergingen Jahre. Jetzt haben sich die Aufgaben für das Duo verändert: Für den Betrieb sind nun Produktionsleiter zuständig. Doch Busch und Sommer verantworten als technische Projektleiter die Instandhaltung: „Eigentlich optimieren wir schon ab dem ersten Tag der Produktion“, meint Busch, gelernter Chemikant, der zusätzlich chemische Technik studierte.

Das Wichtigste bei der Arbeit? „Reden, reden, reden“, sagt Busch. Die Projektleiter verstehen sich als Kommunikationsmittelpunkt – und sind deshalb ständig unterwegs. Der Rundgang durch die Produktion gehört dazu: „Es hilft, wenn wir als Ansprechpartner direkt vor Ort sind.“

Autor: Andrea Veyhle