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Wirkung verbessern: Im Flussspat steckt ein „Turbo“ für Arznei- und Pflanzenschutzmittel

21.06.2013

Bad Wimpfen. Rund 30  Prozent aller neu entwickelten Medikamente enthalten Fluor. Ebenso rund 50  Prozent der Pflanzenschutzmittel. Warum ist das so

„Fluorverbindungen sind quasi Türöffner“, erklärt Max Braun, Leiter der Forschung für Organische Fluorspezialitäten beim Chemie-Unternehmen Solvay in Bad Wimpfen. „Sie durchdringen leichter menschliche und pflanzliche Zellmembranen.“ Der Clou dabei: „Man braucht so weniger von dem eigentlichen Wirkstoff“, erläutert der Wissenschaftler. „Eine kleinere Dosis reicht aus, um eine höhere Wirksamkeit zu erzielen.“

In Pflanzenschutzmitteln sorgen Fluorverbindungen zudem dafür, dass diese nach der Anwendung auf dem Feld schneller wieder zerfallen und sich nicht in der Umwelt anreichern. „Sie erzeugen eine Sollbruchstelle in Molekülen“, so Braun. „An diesen Stellen können Bodenorganismen die Struktur der Mittel leichter angreifen.“

Solvay hat in den letzten sechs Jahren ein industrielles Herstellungsverfahren für diese spezielle Fluorverbindung entwickelt. Jetzt ist sie serienreif und hat laut Braun eine große Zukunft: Angesichts der zunehmenden Weltbevölkerung sowie der Demografie steige der Bedarf an wirksamen Medikamenten und Pflanzenschutzmitteln spürbar. „Da sind neue chemische Baustoffe gefragt, um sie wirksamer zu machen.“

Grundstoff für den Fluorbaustein ist Flussspat zu sehen auf dem Foto oben links ein Calciumsalz der Flusssäure („Fluorit“). Solvay bezieht das natürliche Mineral aus Minen in Namibia und Bulgarien. Es wird gemahlen und in Öfen zusammen mit konzentrierter Schwefelsäure erhitzt. Dabei entsteht Fluorwasserstoff.

Das Gas wird anschließend mit verschiedenen organischen Verbindungen zur Reaktion gebracht – so entsteht ein neuer Baustein.

bit.ly/video-fluorbausteine

Andrea Veyhle

Autor: active2news