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Wie dieser Ausbilder beim Dachsystem-Spezialisten Bauder den Firmennachwuchs motiviert
Stuttgart. Wie sichert man den Bedarf an Fachkräften für das Unternehmen? Motiviert Schüler, damit sie sich im Betrieb bewerben? Begeistert Azubis und Ausbilder für die Arbeit? Diese Fragen treiben Firmen bundesweit um. Mit der Lösung des Problems befasst sich zum Beispiel Ronny Bergmann, Leiter der Ausbildung beim Dachsystem-Spezialisten Paul Bauder in Stuttgart.
„Im Kern geht es darum, jeden Menschen wertzuschätzen und so anzunehmen, wie er ist“, bringt es Bergmann auf den Punkt. Seit fünf Jahren koordiniert der junge Mann die Ausbildung für das europaweit aufgestellte Familienunternehmen (1.000 Mitarbeiter) mit seinen sechs Werken in Deutschland.
In zehn verschiedenen Berufen bilden die Betriebe 50 junge Leute aus. Bergmann selbst hat bereits zwei Ausbildungen absolviert, erst zum Industriemechaniker, dann zum Industriekaufmann. Mit dem technischen Fach- und Betriebswirt sattelte er noch mal ordentlich drauf. „Die Ausbildung an sich begeistert mich“, sagt der 35-Jährige. „Sie ist eine große Herausforderung!“
Hier zählen auch der Wille, der Fleiß, die Teamfähigkeit
Sein Ziel: mehr junge Leute ins Unternehmen holen. Dabei hat er Erfolg. „Als ich hier angefangen habe, hatten wir im Schnitt 30 Bewerbungen für die Ausbildung als Maschinen- und Anlagenführer. Heute sind es 180.“
Wie erreicht man eine solche Steigerung? „Durch persönliche Ansprache“, ist sich Bergmann sicher. Ständig ist er unterwegs, besucht Schulen, Messen und Ausbildungsveranstaltungen. Dort berichtet er über das Unternehmen, erklärt das Leitbild, beschreibt den Zusammenhalt der Belegschaft: „Wir sind wie eine große Familie und duzen uns vom Azubi bis zum Chef“, sagt der Ausbilder. „Wir sind füreinander da, arbeiten und feiern miteinander.“
Das kommt bei den Jugendlichen sehr gut an. Denn das Unternehmen meint es ernst: „Bei uns zählt bei der Auswahl der Kandidaten nicht nur die Note“, betont der Ausbilder. „Sondern auch der Wille, der Fleiß, die Teamfähigkeit sowie die Hilfsbereitschaft.“ Und die Freude an dem, was man tut: „Egal ob als Chemikant, Kaufmann oder Fachlagerist – in erster Linie zählt bei uns eben der Mensch! Der muss zu uns passen.“
Kein Wunder also, dass das „Familienunternehmen zum Anfassen“ dieses Jahr als einer der Sieger bei „Deutschlands Beste Arbeitgeber“ des Great Place to Work Instituts hervorging. „Unseren Erfolg verdanken wir unserer Mannschaft“, loben die Geschäftsführer, die Brüder Gerhard und Paul-Hermann Bauder. „Wir freuen uns sehr, dass unsere Firmenphilosophie und die gemeinsame Arbeit am Miteinander von unseren Mitarbeitern gelebt werden.“
Einfach ist die Aufgabe von Ausbildungsleiter Bergmann allerdings nicht. Die Generationen wandeln sich. Er hat deshalb bereits die jungen Leute „von morgen“ im Blick: die sogenannte Generation Z. „Da herrscht schon ein hohes Anspruchsdenken“, hat er beobachtet, „viele Leistungen der Firmen werden als selbstverständlich hingenommen. Und die Einsatzbereitschaft ist geringer, viele kommen schnell an ihre Belastungsgrenze.“ Und die Freizeit stehe bei dieser Generation noch stärker im Fokus.
Persönlich
Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?
Angefangen habe ich als Entgeltrechner. Wegen Fleiß und Einsatzbereitschaft wurde mir dann die Ausbildung übertragen.
Was reizt Sie am meisten?
Die menschliche Vielfalt! Jeder Azubi ist anders – manches läuft prima, anderes schlechter. Man sucht gemeinsam Lösungen und freut sich, wenn’s am Ende klappt.
Worauf kommt es an?
Man muss sich für Menschen interessieren, ein gutes Gespür haben. Ein Azubi ist keine Nummer, da steht ein Leben dahinter.
Autor: Sabine Latorre