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Wie das Chemieunternehmen Oest seine Mitarbeiter fit hält
Freudenstadt. Christine Weber hat ein flottes Tempo drauf, wenn sie durch die Gänge der Oest-Gruppe in Freudenstadt flitzt. Das Unternehmen ist mit seinen 300 Mitarbeitern Spezialist für Schmierstoffe, Energie, Tankstellen sowie Sondermaschinenbau. Einmal pro Monat gilt hier für alle: „Aufzug aus – Treppenhaus“!
„Dann ist der Lift abgeschaltet, und es heißt Treppen steigen“, erklärt Weber mit schelmischem Blick. Die gelernte chemisch-technische Assistentin ist Beauftragte für das betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM). Neben ihrer Arbeit im Labor kümmert sie sich zusammen mit 15 Kollegen, den sogenannten Gesundheitslotsen, um das Wohlergehen der Belegschaft.
Ziel: Den Krankenstand von 6 auf 3 Prozent senken
Zum BGM-Angebot – intern gleichgesetzt mit belebend, gemeinsam, motivierend – gehören zum Beispiel Massagen, Nordic-Walking, Squash und eine Laufgruppe. Hier motiviert und trainiert Gesundheitslotse Wolfram Schmider die Teilnehmer. Dazu kommen Aktionstage wie „Impfen“ oder „Rente“. Obst und Wasser gibt’s kostenlos im liebevoll eingerichteten Bistro, auf gesunde Speisen achtet Gesundheitslotsin Heidi Gaiser. Die Pausen versüßt ein Tischkicker.
Es zahlt sich aus, in die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeiter zu investieren: „Wir konnten den Krankenstand von 6 Prozent auf 4,5 Prozent senken, mittelfristig wollen wir 3 Prozent erreichen“, sagt Personalchef Karl-Heinz Kraus. Der Vorsitzende der Geschäftsführung, Alexander A. Klein, möchte mit dem Projekt noch mehr erreichen: „Zu unseren Zielen zählen auch Kommunikation und Zusammenhalt. Das belebt und schafft ein tolles Betriebsklima.“
Lotse im betrieblichen Gesundheitsmanagement kann jeder werden
Den Überblick über alle Angebote hat Christine Weber. Sie informiert mit Newslettern und Aushängen, was es Neues gibt. Weber und ihr Team sind Ansprechpartner und halten die Augen offen, wo man etwas verbessern kann. Alle drei Monate spricht das Team darüber, wie sich die Arbeitsprozesse weiter optimieren lassen.
Thilo Reich aus der technischen Instandhaltung hat sich das Thema Ergonomie auf die Fahnen geschrieben. Dank seiner Initiative gibt es in der Verpackung jetzt eine Hebevorrichtung für Pakete: „Wer den ganzen Tag Kartons vom Band nehmen muss, schont damit seinen Rücken“, erklärt er. Reich ist gerne Lotse: „Ich bin neu im Unternehmen, doch als Gesundheitslotse komme ich schnell und einfach in Kontakt mit vielen Kollegen.“
Lotse kann jeder werden, der sich einbringen will, erklärt Weber, die das System seit 2014 mit aufgebaut hat. Ihr Herz schlägt rund um die Uhr für das Projekt: Alles, was für das BGM interessant sein könnte, fotografiert sie mit ihrem Smartphone. „Das kann ein Zeitungsartikel sein, eine Anzeige – oder ein Beachvolleyballfeld“, sagt sie. „Als ich das Feld gesehen habe, dachte ich sofort an eine neue Sportgruppe und habe beim Tennisclub Freudenstadt angerufen. Zum Glück konnte ich das Feld noch für uns reservieren“, freut sich Weber.
Auszeichnung für aktives Gesundheits-Engagement
Ihre offene Art und ihre Begeisterung kommen gut an, im Unternehmen wird sie überall freudig begrüßt. Man kennt die sportliche Frau, die Ski fährt, taucht, schwimmt und neue Sportarten wie Stand-up-Paddling gleich ausprobieren muss. Philipp Reichert aus dem Vertrieb findet die Sportangebote super und lobt: „Ich freue mich auf das Volleyballspielen mit den Kollegen. Wir haben einen echten Profiball zum Spielen bekommen, da macht’s gleich noch viel mehr Spaß.“
Für ihr Engagement wurde die Oest-Gruppe jetzt mit dem Siegel „Gesundheitsaktives Unternehmen“ von den Chemie-Verbänden Baden-Württemberg ausgezeichnet.
Persönlich
Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?
Ich möchte dazu beitragen, dass alle Mitarbeiter gesund bleiben. Und die Zusammenarbeit sowie den Zusammenhalt untereinander stärken.
Was reizt Sie am meisten?
Die positiven Rückmeldungen sind eine tolle Motivation. Meine Arbeit für das BGM wird anerkannt – das erfahre ich immer wieder.
Worauf kommt es an?
Man muss offen sein, auf die Leute zugehen und sie begeistern können.
Autor: Andrea Veyhle