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Wie Dachsystem-Spezialist Bauder die Kraft der Sonne nutzt

29.09.2019

Stuttgart. „Das ist wie Lego für Erwachsene“, sagt Stefan Knapp und zeigt ein Kunststoffteil, in dem zwei Metallfedern gespannt sind. Es ist ein Montagefuß für Solarmodule auf Flachdächern. Das System hat gleich mehrere Vorteile, erklärt Knapp, der die Photovoltaik beim Dachsystem-Spezialisten Bauder leitet: „Man braucht kein Werkzeug. Die Solarmodule werden einfach darin eingeklipst und über die Federn festgehalten.“

Photovoltaik ermöglicht die direkte Umwandlung von Lichtenergie, meist Sonnenlicht, in elektrische Energie mittels Solarzellen – in Deutschland gibt es rund 1,6 Millionen solcher Anlagen. Die Besonderheit an dem Bauder-Befestigungssystem: Es lässt sich „durchdringungsfrei“ auf einem Flachdach anbringen. „Man muss nichts bohren, die Dachhaut bleibt unverletzt, es gibt keine Wärmebrücken und keine Undichtigkeiten“, erläutert Knapp beim Besuch von aktiv.

Seit 2009 ist der umtriebige Tüftler bei Bauder, entwickelt dort Produkte für Photovoltaik-Anlagen auf Flachdächern, berät Kunden und berechnet die Auslegung und Rentabilität der Anlagen. „Man muss sich ständig weiterentwickeln und lernt bei jedem Kunden etwas Neues hinzu“, sagt er. Das Familienunternehmen Bauder mit Hauptsitz in Stuttgart hat rund 1.000 Mitarbeiter, Tochtergesellschaften in 15 europäischen Ländern, sieben Werke in Deutschland und eins in Österreich. Das Unternehmen ist führender Hersteller von Dachsystemen in Europa (Jahresumsatz 637 Millionen Euro 2018).

Photovoltaik funktioniert auch mit Gründach

Das Photovoltaik-System des Unternehmens ist besonders leicht und auf eine Lebensdauer von 20 bis 25 Jahren ausgerichtet. Auch am Stammsitz in Stuttgart ist eine solche Power-Anlage installiert – sogar in Kombination mit einem Gründach. Wie man so was konstruiert, erklärt Knapp hoch oben auf dem Dach des neuen Büro- und Sozialgebäudes. Zunächst richtet man die Grundplatten nach Belegungsplan aus und befestigt darauf die Aluminiumprofile für die Solarpanels mit Schrauben. Knapp: „Dann befüllen wir die Grundplatte laut statischer Berechnung mit der angegebenen Schütthöhe des Substrats für die Begrünung.“ Das Gewicht der Substratschicht hält die Solar-Konstruktion fest auf dem Dach. Da die Grundplatten eine Wabenstruktur besitzen, dienen sie zugleich als Wasserspeicher für die Pflanzen der Dachbegrünung.

Diese Anlage ist eine von vielen, die der 42-Jährige geplant hat. Zu Bauder kam der Diplom-Volkswirt über Umwege: „Ein Bekannter hatte Anfang der 2000er Jahre einen Wechselrichter entwickelt, also das Zwischenstück zwischen Solarpanel und Stromnetz. Er suchte einen Wirtschaftsfachmann, also gründeten wir eine Firma. So bin ich zur Photovoltaik gekommen.“ Das Thema fasziniert ihn seitdem, und für Technik kann er sich ohnehin leicht begeistern.

Mit seinen Kindern teilt er die Begeisterung für Baustellen

Beweglich ist Knapp auch privat, regelmäßig geht er joggen. Zusätzlich auf Trab halten ihn seine drei kleinen Söhne, deren Begeisterung für Baustellen er teilt: „Ich schaue immer ganz genau durch Bauzäune. Was wird gebaut? Werden auch Produkte von Bauder verwendet? Das interessiert mich natürlich.“

Spannend ist für Familie Knapp das neue Flachdach der Grundschule: Auch dort wird gerade ein System von Bauder installiert. Ein Geschäft mit Zukunft … 

Nachgefragt

Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?

Ich bin über Umwege in meinem Beruf gelandet, eigentlich habe ich Volkswirtschaft studiert. Über eine eigene Firma und mein Interesse an Technik bin ich zur Photovoltaik gekommen.

Was reizt Sie am meisten?

Man braucht ein Faible für Technik. Und man muss den Spagat zwischen den Wünschen der Kunden und dem, was technisch sinnvoll und machbar ist, meistern.

Worauf kommt es an?

Meine Aufgaben sind extrem spannend, keine Anlage gleicht der anderen. Ich arbeite nicht nur mit Zahlen, sondern auch mit vielen verschiedenen Menschen vom Bauherrn über Architekten bis zum Dachdecker zusammen.

Autor: Andrea Veyhle