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Wie bei Kappus Seife für die ganze Welt entsteht
Heitersheim. In der Produktionshalle von Kappus in Heitersheim, einem der führenden Seifenhersteller Europas, liegt ein feiner Duft von Sauberkeit. Flink nimmt Stephanie Hirschberg ein weißes Stück Seife vom Transportband und legt es auf eine Waage: „Das Gewicht passt“, sagt sie, dreht das Stück sorgfältig in ihren Händen und prüft die Oberfläche mit den Fingerkuppen.
Die 42-Jährige arbeitet in der Arbeitsvorbereitung. Sie erstellt unter anderem die Arbeitspläne, das ist viel Arbeit am Schreibtisch. Doch es zieht sie auch in die Produktion an die Anlagen. Dort begutachtet Schichtleiter Dany Ries gerade die Verpackungseinheit der Linie, die Seifen blitzschnell in Papier einwickelt. Er ist verantwortlich für den reibungslosen Betrieb der sechs Fertigungslinien.
Feste Hygieneartikel von Seife bis Shampoo sind gefragt
„Wir produzieren klassische Kernseife, aber auch feste Make-up-Entferner und seifenfreie Waschstücke“, erklärt Ries beim Besuch von aktiv. Die Experten nennen die Produkte „feste Hygieneartikel“. Neben der Eigenmarke laufen etliche Artikel für große Industrie- und Handelskunden vom Band – sie werden weltweit ausgeliefert.
Feste Hygieneartikel sind gefragt, nicht nur wegen Corona: „Sie sparen viel Verpackungsmüll und sind deutlich ergiebiger“, weiß Hirschberg. Kappus entwickelt und produziert auch neue Produkte wie feste Shampoos und Haarspülungen. Die nachhaltigen Alternativen stellen das Produktionsteam immer wieder vor neue Aufgaben.
Bei der Herstellung hat jedes Produkt andere Anforderungen – etwa an Temperatur, Trocknungsverfahren oder Stanzwerkzeuge. Klassische Seife entsteht auf Basis pflanzlicher oder tierischer Fette, die man mit Lauge kocht. Das Produkt säubert, weil seine Moleküle gleichzeitig Fett und Wasser mögen – die Seife ist ein waschaktives Tensid.
Grundseife wird noch selbst hergestellt
Bei Kappus wird die Grundseife noch selbst hergestellt. Jeweils 30.000 Kilo Seifenmasse lassen sich in den beiden großen Kesseln in der Produktion auf einmal kochen. Nach der ersten Trocknung, bei der das Wasser verdampft, bleiben 24.000 Kilo pro Kessel übrig. Die Grundseife wird mehrfach gepresst und fällt schließlich als „Seifennudeln“ aus einer Maschine. „Für seifenfreie Waschstücke vermischen wir Zutaten wie hautreinigende Tenside und pflegende Öle“, erklärt Hirschberg.
Wegen der Hygiene tragen die Mitarbeiter in der Produktion Kittel und ein Haarnetz. Ries achtet besonders darauf, dass die Maschinen blitzsauber sind: „Man muss beim Produktwechsel auf der Linie nicht nur umrüsten, sondern auch akribisch reinigen.“ Je nachdem, was zuvor auf der Maschine lief, erfolgt eine Nass- oder Trockenreinigung: „Eine parfümfreie Babyseife darf auf gar keinen Fall Rückstände eines anderen Produkts enthalten!“
Hirschberg ist übrigens über Umwege in der Arbeitsvorbereitung gelandet: „Eigentlich bin ich Groß- und Einzelhandelskauffrau und komme aus dem Vertrieb“, berichtet sie. Und Schichtleiter Ries? Er ist eigentlich gelernter Kfz-Mechatroniker und Chemiemeister. Nach der Fachhochschulreife wollte er die Zeit bis zum Studium mit einem Job in einem Chemieunternehmen überbrücken – und blieb „in der Branche hängen“, wie er augenzwinkernd verrät.
Hand in Hand arbeiten und voneinander lernen
Wichtig ist Ries neben technischem Verständnis auch soziale Kompetenz. Denn für eine gute Qualität müssen die Anlagen optimal eingestellt werden: „Das schaffen wir nur, wenn alle Mitarbeiter an einem Strang ziehen. Die Kollegen müssen zusammenarbeiten und sich unterstützen“, so der 33-Jährige. Hirschberg nickt und lobt die kollegiale Atmosphäre unter den gut 90 Mitarbeitern am Standort: „Hier arbeiten wirklich alle Hand in Hand, und jeder lernt von jedem!“
Autor: Andrea Veyhle