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Verschärft ein hoher Tarifabschluss die schwierige Lage der Chemie?
Die Chemie im Land steckt im Krisenmodus. Energie- und Rohstoffkosten belasten die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen chemischen Industrie erheblich und haben bereits jetzt zu Personalabbau und Investitionsverlagerung geführt. Viele Unternehmen verzeichnen Umsatzeinbußen und geringe Produktivitätsquoten.
Vor diesem Hintergrund laufen derzeit Tarifverhandlungen in der Chemie- und Pharma-Industrie. Nach einer ersten Verhandlungsrunde im April in Karlsruhe vertagten die Sozialpartner die Gespräche ergebnislos auf die Bundesebene, wo am 14. Mai weiterverhandelt wird.
Führungskräfte der Branche blicken mit Sorge auf die Auseinandersetzung, bei der die IGBCE eine 7-prozentige Lohnsteigerung verlangt. „Ich sehe die Forderung in keiner Weise in einem realistischen Zusammenhang mit der allgemein sehr schwierigen wirtschaftlichen Situation der Chemie in Deutschland“, betont etwa Martin Häfele.
Es geht um Arbeitsplätze und Investitionen
Er ist Geschäftsführer des Standorts Grenzach des DSM-Firmenich-Konzerns – eines weltweit führenden Lieferanten von Duft- und Aromastoffen, Vitaminen und anderen essenziellen Spurenelementen für die Pharma-, Lebensmittel-, Futtermittel- und kosmetische Industrie. Der Betrieb beschäftigt in Grenzach-Wyhlen rund 750 Mitarbeitende. Und das soll auch so bleiben!
„Ich denke, es geht bei den Verhandlungen darum, deutlich zu machen, wie sehr ein von der IGBCE geforderter Tarifabschluss die Zukunft der Chemie-Industrie in Deutschland belastet“, sagt er mit Blick auf weitere Verhandlungen. Er versteht zwar, dass die Lebenshaltungskosten der Mitarbeitenden gestiegen sind. „Doch wir müssen im Gegenzug über die Zukunft der Arbeitsplätze und Investitionen in Deutschland sprechen“, stellt Häfele klar.
„Ein Abschluss wie von der IGBCE gefordert, belastet die Zukunft der Chemie-Industrie in Deutschland“
Martin Häfele
Die richtige Balance ist angesagt: Für Häfele braucht es einen Krisenabschluss. „Wir haben ja bereits eine signifikante Entgelterhöhung 2024, die über die Inflationsrate hinausgeht.“
Kritisch sieht er auch die IGBCE-Forderung nach Boni für ihre Mitglieder, um deren Bindung an die Gewerkschaft zu erhöhen: „Gewerkschaften spielen eine wichtige Rolle in einer lebendigen Demokratie, und ich werbe auch bei Betriebsversammlungen für die Mitgliedschaft in der IGBCE. Geldwerte Vorteile für Mitglieder durch die Arbeitgeber sind meines Erachtens jedoch äußerst problematisch.“ Wie viele andere Firmen könne sein Unternehmen dies nicht mit dem Grundsatz einer gleichen Entlohnung für gleiche Arbeit in Einklang bringen. Daher lehnt er die Forderung entschieden ab.
Autor: Fabian Stetzler