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Refuels – wie die Mineraloelraffinerie Oberrhein (MiRO) Energien der Zukunft vorantreibt
Karlsruhe. Neue Energien, weniger CO2, den Klimawandel anpacken – Forderungen gibt es viele. Aber wie sieht die Praxis aus? Damit befasst sich das Forschungsprojekt „Refuels“: Industrie, Landesregierung und das Karlsruher Institut für Technologie wollen regenerative Kraftstoffe effizient herstellen.
Das auf zwei Jahre ausgelegte Projekt hat ein Gesamtvolumen von 20 Millionen Euro, davon 5 Millionen Euro Förderung vom Land. aktiv fragte Ralf Schairer, Geschäftsführer der Mineraloelraffinerie Oberrhein (MiRO) in Karlsruhe, zum Stand der Dinge.
Benzin und Diesel gelten als Klimakiller. Gibt es Alternativen?
Es gibt schon länger Technologien, die Kohlenwasserstoff alternativ zum Rohöl aus erneuerbaren Quellen herstellen, zum Beispiel das Fischer-Tropsch-Verfahren. Dabei wird Wasser mit sehr viel Energie in Wasser- und Sauerstoff gespalten. Den Wasserstoff verbindet man mit CO2, etwa aus Industrieabgasen, und erhält daraus synthetisches Rohöl. Das lässt sich in einer Raffinerie zu Benzin und Diesel für Verbrennungsmotoren verarbeiten.
Synthetischer Kraftstoff, ist das die Zukunft der MiRO?
Es ist eine Chance. Unser traditionelles Geschäftsfeld erodiert, wir müssen schauen, dass wir alternative Produkte finden, die der Markt möchte und braucht. Ich bin davon überzeugt, dass es auch künftig Raffinerien geben wird, auch wenn sie dann vielleicht anders aussehen.
Denn wir werden weiter flüssige Kraftstoffe benötigen, die eine sehr hohe Energiedichte haben. In unserer modernen Welt ist unbegrenzte Mobilität eine der Grundvoraussetzungen für Wertschöpfung und Lebensqualität. Zudem sind bei der Batterietechnologie keine Quantensprünge in Sicht, man wird im Schwerlast- oder Flugverkehr nicht auf flüssige Kraftstoffe verzichten können! Das weiß auch die Landesregierung.
Was tun Sie ganz konkret?
Wir wollen den CO2-neutralen Rohstoff in die Struktur unserer Raffinerie zur Weiterverarbeitung einbinden, daran arbeitet eine strategische Gruppe in der Verfahrenstechnik. Wir erstellen eine Konzeptstudie und definieren, wie groß zum Beispiel der Reaktor sein muss, wo er stehen könnte, wie man ihn integriert, welches technische Equipment wir benötigen und wie der Prozess funktionieren muss. Wir werden die Massen- und Energiebilanzen erstellen und festlegen, wie viel Strom wir für das Projekt brauchen.
Woher könnte die größte Raffinerie Deutschlands künftig ihren CO2-neutralen Rohstoff beziehen?
Man kann sich visionär vorstellen, dass Saudi-Arabien nicht mehr täglich Millionen Barrel Rohöl aus fossilen Quellen verschifft, sondern es vor Ort synthetisch herstellt.
Dort – oder auch in Nordafrika – gibt es für die notwendigen erneuerbaren Strommengen die nötigen Flächen, den Wind und genügend Sonne. Auf vorhandenen Tankern und Logistikketten würde das synthetische Rohöl weltweit an die Raffinerien gebracht.
Wann tanken wir den neuen Sprit?
Im Vergleich zum konventionellen fossilen Kraftstoff ist synthetischer Sprit halt noch deutlich teurer. Wir bräuchten eine Anschubunterstützung durch den Staat, wie bei der E-Mobilität. Würde man Ähnliches für die synthetischen Kraftstoffe tun, wären wir nicht weit davon entfernt, wirtschaftlich zu sein.
Autor: Sabine Latorre