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Rasante Leistung: Klebstoffe aus Baden-Württemberg halten Autos und Kreuzfahrtschiffe zusammen

05.12.2014
Rust. Wenn die Achterbahn „Blue Fire“ im Europa-Park in 2,5 Sekunden von 0 auf 100 Stundenkilometer beschleunigt, kreischen die Fahrgäste vor Begeisterung. Das 20 Millionen Euro teure Fahrgeschäft war in Rust das Highlight der Saison. Gut, dass die Katapult-Achterbahn hält – dank Klebstoff! Der fixiert zum Beispiel die kräftigen Linearmotoren. Nicht nur im Freizeitpark: Die haftstarke Substanz ist als Fügetechnik nicht mehr wegzudenken! Schuhe, Windeln, Möbel, Böden, Pflaster, Zahnkronen, Handys, Flugzeuge – alles ist geklebt. Deutsche Unternehmen gelten international als Technologieführer. Das Chemie-Unternehmen Henkel in Heidelberg ist unter anderem auf das Einkleben von Front-, Seiten- und Heckscheiben in Pkws und Lkws spezialisiert. Im Durchschnitt enthält ein Auto 18 Kilogramm Klebstoff. Auch auf Schiffen wird geklebt – etwa alle Glasflächen auf dem Kreuzfahrtschiff „Norwegen Gem“. Die Produkte dafür kommen vom Bauchemie-Spezialisten Sika aus Bad Urach. Was der Vorteil der Technologie ist, weiß Gerald Claus, Anwendungsberater beim Klebespezialisten Uhu in Bühl: „Verklebungen sind leicht, belastbar, dauerhaft und erlauben verschiedenste Materialkombinationen.“ Das Unternehmen stellt nicht nur Alleskleber in der gelben Tube her, sondern auch Spezialklebstoffe, etwa für die Automobil-, Holz- und Elektro-Industrie. Für elektronische Bauteile, wie sie in Tablets oder Handys stecken, liefert übrigens Tesa in Offenburg raffinierte Klebebänder. Die haften erst unter Hitzeeinwirkung und lassen sich deshalb auch bei Raumtemperatur präzise anwenden. Auch das kann Kleber: Er bildet hochglänzende, widerstandsfähige Oberflächen für Möbel. Dafür wird ein Polyurethan-Schmelzklebstoff so abgewandelt, dass er nur auf einer Seite klebt – die andere bildet die Oberfläche. Entwickelt hat das Verfahren Kleiberit in Weingarten. Produziert werden in Deutschland jährlich mehr als 1,4 Millionen Tonnen Kleb- und Dichtstoffe sowie eine Milliarde Quadratmeter Klebefolien und -bänder – im Wert von 3,4 Milliarden Euro, so der Industrieverband Klebstoffe. Gut ein Drittel davon wird exportiert. Noch besteht der größte Teil der Klebstoff-Komponenten zwar aus Erdöl. Doch es gibt immer mehr Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen, zum Beispiel Klebstifte auf Stärkebasis. Auch für Mediziner ist diese Entwicklung sehr interessant: So testen Chirurgen am Universitäts-Herzzentrum Freiburg in Bad Krozingen bereits lichtaktivierten Bio-Sekundenkleber aus Proteinen für OPs an Kinderherzen. Wimper bis Windrad – wo sonst noch kräftig geklebt wird:
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