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Pioniere der Luftfahrt: Ohne Treibstoff um die Welt fliegen

20.06.2014

Bad Wimpfen. Nur mit Sonnenenergie wollen die beiden Schweizer Piloten André Borschberg und Bertrand Piccard im kommenden Jahr die Erde umrunden, ohne einen Tropfen Treibstoff.

„Solar Impulse 2“ heißt der Flieger, mit dem sich die tollkühnen Männer in die Lüfte schwingen. Die nötige Energie liefern 17.000 Solarzellen, die auf den riesigen Flügeln sitzen – satte 72 Meter beträgt die Spannweite, mehr als beim Jumbo-Jet. Verblüffend hingegen das Gewicht: Gerade mal 2,3 Tonnen wiegt das Fluggerät, so viel wie ein Geländewagen.

Bei ihrem Vorhaben hilft den Piloten das Know-how des Chemie-Unternehmens Solvay in Bad Wimpfen. Weil jedes Gramm zählt, kommen ultraleichte Werkstoffe ins Spiel. Etwa bei der Wärme-Isolierung im Cockpit: „Solar Impulse 2“ fliegt in Höhen von bis zu 8.500 Metern. Dort schwanken die Temperaturen zwischen minus 40 und plus 40 Grad Celsius. Eine Klimaanlage oder Heizung gibt es nicht, ein spezieller Isolierschaum muss reichen. Eine Komponente dazu liefert das Werk in Bad Wimpfen.

Maximaler Kälteschutz bei geringer Dicke

„Die besondere Herausforderung war, einen Isolierschaum zu finden, der bei sehr geringer Dicke und extrem niedrigem Gewicht eine exzellente Stabilität und maximalen Kälteschutz liefert“, erklärt Solvay-Chef Andreas Meier. Die Lösung: Ein Polyurethan-Schaum (PUR), hergestellt mithilfe eines speziellen Treibmittels (Solkane), schafft bei gleicher Dicke 40 Prozent mehr Isolierwirkung.

Das Material entsteht durch die chemische Reaktion flüssiger Grundstoffe, die mit Treibmitteln aufgeschäumt werden und dann aushärten – das eingeschlossene Treibmittel wirkt isolierend.

Das Flugzeug selbst besteht aus extrem leichter Kohlefaser, Batterien mit hoher Energiedichte, Motoren mit wenig Gewicht und ultradünnen Solarzellen. Sogar die Schrauben sind nicht aus Metall, sondern aus Spezialkunststoffen.

Doch die Jagd nach jedem Gramm macht einsam bei der Weltumrundung. Während der einzelnen Etappen (die längste dauert 72 Stunden) wird immer nur einer der beiden Piloten an Bord sein können, der andere reist hinterher. Mit Yoga, Meditation und Training bereiten sich die Männer darauf vor, möglichst lange am Stück wach zu bleiben und fliegen zu können – auch in der Nacht. Den Strom dazu liefern Spezial-Batterien, die tagsüber genügend Energie speichern.

Die geplante Route führt entlang des nördlichen Wendekreises. Für die 35.000 Kilometer lange Strecke rechnen die Piloten mit etwa 25 Flugtagen.

Autor: active2news