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Nachhaltig: Rheinfelden heizt mit Abwärme von Evonik

15.12.2021

Rheinfelden. Die Strom-, Gas- und Ölrechnung steigt und steigt, der Ruf nach umweltschonender, bezahlbarer Energie wird immer lauter. Da kommt ein Projekt von Evonik Rheinfelden in Kooperation mit der EnBW-Tochter Energiedienst gerade recht: klimaneutrale Wärmeerzeugung für mehrere Tausend Haushalte.

Es geht um 95 Grad Celsius heiße Abwärme, die bei der Produktion von Kieselsäure im Aerosil-Betrieb des Spezialchemie-Unternehmens entsteht. Kieselsäure steckt zum Beispiel in Silikonen, Beschichtungen, Kleb- und Dichtstoffen.

Bis zu 10.000 Haushalte lassen sich mit Nahwärme versorgen

„Einen Teil dieser Abwärme nutzen wir bereits am Standort“, erklärt Stefan Fiedler, Leiter Betriebsgruppe Aerosil. Etwa zur Erwärmung von Produktionsvorstufen oder um Gebäude auf dem Werkgelände zu beheizen. Ein weiterer Teil geht seit der Heizperiode 2021 nicht mehr in den Rhein, sondern ins benachbarte Wohngebiet – auch für die Warmwasser-Erzeugung. Im Sommer wird aus der Abwärme Strom.

So funktioniert’s: Das heiße Wasser wird aus dem Kühlkreislauf entnommen und ins Wärmenetz von Energiedienst eingespeist – pro Jahr bis zu 42 Millionen Kilowattstunden. Mit dieser Leistung lassen sich bis zu 10.000 Wohnungen klimaneutral mit Warmwasser und Heizung versorgen. Denn so werden dort keine fossilen Brennstoffe benötigt, was jährlich rund 10.000 Tonnen Kohlendioxid einspart.

Zudem sind die Preise für die Nahwärme vor Ort stabiler als für Öl und Gas. Grund ist die langfristige Versorgung mit industrieller Abwärme.

Die Wärme selbst gibt das Unternehmen kostenlos ab: „Dieses Projekt passt in unsere Nachhaltigkeitsstrategie“, sagt Fiedler. Standortleiter Olaf Breuer ergänzt: „Evonik hat es sich zum Ziel gesetzt, die CO2-Emissionen bis zum Jahr 2025 um 50 Prozent zu reduzieren. Als Produktionsstandort leisten wir einen wichtigen Beitrag.“

Projekt mit Leuchtturmcharakter

Der Transport der Wärme erfolgt durch eine gut 900 Meter lange Fernwärmetrasse. Kosten: 5,1 Millionen Euro – davon 842.000 Euro staatlich gefördert. Im Pumpenhaus der Zentrale von Energiedienst wird die Wärme ins Nahwärmenetz Rheinfelden verteilt.

Für das Projekt wurde Evonik jetzt im November gemeinsam mit Energiedienst von der Deutschen Energie-Agentur Dena mit dem Energy Efficiency Award 2021 ausgezeichnet. Das Projekt hat also Leuchtturmcharakter.

Und es geht weiter: Das Unternehmen hat bereits ein zweites Abwärmeprojekt mit den Stadtwerken Rheinfelden in Arbeit.

Autor: Sabine Latorre