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Motherson: Wie Mike Kotterer bei dem Autozulieferer vom Azubi zur Führungskraft wurde

12.11.2024

Mike Kotterer erfüllt bei Motherson in Bötzingen eine wichtige Schnittstellenfunktion. Am Standort koordiniert er als Product Development Manager Projekte für verschiedene Kunden, ist deren zentraler Ansprechpartner. Motherson stellt unter anderem hochwertige Interieur- und Exterieur-Module für Automarken weltweit her. Kotterer vermittelt dabei zwischen Kunde, interner Fertigung und Produktentwicklungsteams.

„Meine Teams und ich sorgen dafür, dass alle Anforderungen an ein Produkt – egal, ob gesetzliche, Kunden- oder interne Vorgaben – bestmöglich umgesetzt werden. Da diese oft im Widerspruch stehen, ist es unsere Aufgabe, das optimale Gleichgewicht zu finden“, erklärt der 38-jährige Kaiserstühler beim Besuch von aktiv.

Technischer Zeichner wird Produktentwickler

Während seiner Karriere hat er bereits zahlreiche Exterieur-Teile wie Stoßfängersysteme mitentwickelt, beispielsweise für fast alle großen Automobilhersteller in Deutschland. Mittlerweile sind ihm 17 Spezialisten in mehreren Teams unterstellt, welche die Produktentwicklung für Audi- und Porsche-Exterieurbauteile durchführen.

Diese relevante Rolle in dem global agierenden Unternehmen hatte Kotterer nicht immer. Vielmehr fing er 2002 als Azubi zum technischen Zeichner an. Nach der Lehre wurde er in die CAD-Abteilung übernommen und war dort als Design Engineer tätig. Bereits nach eineinhalb Jahren vertraute ihm die Firma so sehr, dass sie ihn als Resident Engineer in die Entwicklungsabteilung eines Kunden absandte.

„Das war eine spannende Zeit“, sagt Kotterer. Danach sei seine Erfahrung in der Konstruktion von Kunststofferzeugnissen ständig gewachsen. Und damit auch sein Aufgabengebiet und die Bereiche, für die er verantwortlich war. Schon damals war für ihn klar, dass der Gesellenbrief in Sachen Ausbildung nicht die Endstation ist. Vier Jahre nach dem Abschluss machte er den Maschinenbautechniker mit der Fachrichtung Konstruktionstechnik. Dieses Fernstudium mit Präsenzblöcken absolvierte er nebenberuflich innerhalb von drei Jahren.

Die Weiterbildung zahlte sich aus. 2013 übernahm Kotterer die Funktion eines Design Leaders, was bedeutete, dass er Konstruktionsprojekte federführend leitete.

2017 folgte der nächste Karriereschritt: Er wechselte als Senior Product Engineer in die Entwicklungsabteilung. „Da ging es nicht mehr nur um die Konstruktion von Bauteilen“, blickt er zurück, „sondern um die Abstimmung aller an das Produkt gestellten Anforderungen seitens des Kunden, aber auch interner Abteilungen wie Fertigung und anderen. Damit kam also die Steuerung von mehreren Fachabteilungen innerhalb von Projekten dazu.“

„Ich lege viel Wert auf Weiterbildung“

2019 rückte er schließlich in der Abteilung in seine heutige Leitungsposition auf. Doch auch hier will Kotterer in seiner Karriere nicht stehen bleiben. Im Jahr 2021 entschied er sich für ein berufsbegleitendes Studium. Derzeit absolviert er einen Master in Business Administration (MBA) an der Fachhochschule Burgenland in Österreich. Der Unterricht findet überwiegend online statt.

„Ich lege viel Wert auf Weiterbildung“, erklärt Kotterer seine Entscheidung. „Ich glaube, ohne geht es nicht. Das Studium bestärkt mich darin. Wir beschäftigen uns oft damit, wie Unternehmen dem immerwährenden Wandel begegnen. Da ist es einfach enorm wichtig, weiter am Ball zu bleiben.“

Neben dem Job zu studieren, sei jedoch nicht immer einfach und nehme ihn oft sehr in Anspruch, gibt er zu: „Mittlerweile habe ich es aufgegeben, den MBA so schnell wie möglich abzuschließen.“ Es gebe auch andere wichtige Dinge im Leben: Er ist verheiratet, hat zwei kleine Kinder und neuerdings einen Hund. Auch zum Runterkommen brauche er Zeit, beim Mountainbiking oder im Fitnessstudio. „Ich habe mir vorgenommen, den Master in der Tasche zu haben, bevor ich 40 werde. Das ist realistisch.“

Das Unternehmen unterstützt die Karriere-Ambitionen

Auf seinem Karriereweg hätten ihn sein Arbeitgeber und insbesondere seine Vorgesetzten immer unterstützt und gefördert, unterstreicht Kotterer. So war es ein Vorgesetzter, der ihn durch fortwährende Gespräche über Entwicklungen dazu inspirierte, ein Studium aufzunehmen. Gemeinsam erstellten sie einen Plan, wie Kotterer das Studium neben den beruflichen Aufgaben und privaten Herausforderungen absolvieren kann. Dennoch betont Kotterer: „So gut ein Plan auch sein kann, ohne familiäre Unterstützung ist ein berufsbegleitendes Studium kaum machbar.“

Auch zuvor sei er beim Thema Weiterbildung in der Personalabteilung immer auf offene Ohren gestoßen. Dies wird gezielt gefördert, etwa mit dem Talent-Management-Programm. HR Business Partner Bastian Steuck erklärt: „Ausbildung und Weiterbildung haben bei uns einen sehr hohen Stellenwert.“

Das Programm sorge dafür, dass Personalverantwortliche und Führungskräfte in einem kontinuierlichen Austausch mit dem möglichen Führungskräfte-Nachwuchs stehen, um frühzeitig Nachfolgen für kritische Positionen zu planen und die individuelle Entwicklung der jungen Talente zu fördern. „Oft geht es dabei darum, ob eine höhere Position im Unternehmen erreicht werden kann“, so Steuck.

Daher wird Kotterers Aufstieg bestimmt weitergehen. „Aber erst nach dem Studium“, betont er. Das sei momentan Herausforderung genug.

Die Motherson Gruppe

  • Die global operierende Motherson Gruppe wurde 1975 von Vivek Chaand Sehgal und seiner Mutter gegründet, was die Namensgebung Motherson initiierte.
  • 1983 wurde das erste Automobilbauteil, ein Steckverbinder, für Maruti Suzuki produziert. Es folgte ein starkes Wachstum zum heute größten Automobilzulieferer in Indien mit Produkten für diverse Fahrzeugsegmente und andere Industrien.
  • Seit 2002 investierte Motherson in die globale Expansion. Mit der Übernahme von Peguform in Bötzingen (heute SMP – Samvardhana Motherson Peguform) im Jahr 2011 wurde Europa, insbesondere Deutschland, zu einer der umsatzstärksten Regionen der Gruppe und Hotspot für Technologie und Innovation.
  • Peguform und andere Unternehmen der Gruppe haben sich inzwischen zur Modules & Polymer Products Division zusammengeschlossen und treten heute unter dem Namen der Gruppe „Motherson“ auf.
  • Heute ist die Gruppe einer der 15 größten Automobilzulieferer weltweit und mit über 190.000 Mitarbeitenden an mehr als 400 Standorten in 44 Ländern aktiv.

Autor: Fabian Stetzler