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Mode-Träume: Spezial-Vliese aus Weinheim geben unserer Kleidung Halt

18.09.2013
Weinheim. Blitzlichtgewitter in New York: Bei der „Fashion-Week“ war diese Woche wieder die neueste Mode auf dem Laufsteg zu bewundern. Möglich machen solche Designer-Träume unter anderem Einlagestoffe des Technologie-Konzerns Freudenberg. Der fertigt davon an Standorten in Europa jährlich 250 Millionen Quadratmeter, rund die Hälfte sind Vliesstoffe. Im Modeatelier in Weinheim riecht es nach Bügelwäsche. Stoffballen türmen sich, Schneiderpuppen tragen Jackets, Nähmaschinen rattern. Hier arbeiten Entwickler, Textilingenieure und Schneiderinnen daran, dass Kleidung perfekt sitzt. „Wir testen Einlagestoffe für verschiedene Kleidungsstücke, von der Unterwäsche bis zum Anzug“, erklärt Atelier-Chefin und Schneidermeisterin Julia Chluba. Das Material verstärkt etwa Hemdkragen oder sorgt dafür, dass Sakkos gerade fallen. Die Spezial-vliese sind unauffällig verborgen in Kleidung großer Modeketten genauso wie in Designerstücken zum Beispiel von Louis Vuitton: „Sie sind wie ein unsichtbares Gerüst und dürfen den Oberstoff nicht verändern“, führt Chluba weiter aus. Vliese sind Gebilde aus Kunstfasern wie Polyester, Polyamid oder Viskose. Mal sind sie hauchdünn und elastisch, mal wattig-weich und federleicht. Sie ersetzen sogar Daunen im Jackenfutter. Die Fasern werden nicht verwoben, sondern in einer speziellen Maschine über Walzen mit Zähnen auseinandergezogen, bis ein Flor entsteht. Die Kunstfasern können je nach Bedarf auch hitzebeständig oder wasserlöslich sein Eine textile Struktur bildet sich durch Wärme oder chemische Bindemittel: „Dabei können wir ganz unterschiedliche Strukturen erzeugen, sogar ein Vlies für die Schutzbekleidung der Feuerwehr“, berichtet Gunter Scharfenberger, der die Entwicklung Vliesstoffe leitet. Auch in Alltagskleidung müsse das Material viel aushalten: Hersteller bedrucken, färben oder bleichen es; Käufer traktieren es mit Waschmitteln, Waschmaschine, Wäschetrockner und Bügeleisen. Damit das Vlies am Oberstoff hält, wird es an winzigen Punkten mit heißem Spezialklebstoff fixiert. Zur Prüfung knautscht und drückt man Stoffproben. Dabei dürfen keine Falten zurückbleiben, und der Stoff muss aufspringen. Für spezielle Zwecke gibt es sogar ein wasserlösliches Vlies: „Es wird bestickt, gewaschen, der Vliesstoff löst sich auf – und übrig bleibt edle Spitze“, verrät Schneiderin Chluba. Andrea Veyhle

Autor: active2news