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Medizin aus dem Ländle - Baden-Württemberg gehört zu den wichtigsten deutschen Pharma-Standorten

17.07.2015
Stuttgart. Tabletten, Salben, Teststreifen, Infusionen: Baden-Württemberg ist Spitze in Sachen Gesundheit. Fast jeder vierte Pharmabeschäftigte arbeitete 2014 hier – so viele wie in keinem anderen Bundesland. Roche Diagnostics in Mannheim, Boehringer Ingelheim in Biberach, Pfizer in Freiburg, Takeda in Konstanz, Ratiopharm in Ulm, GP Grenzach in Grenzach-Wyhlen: Mittelständler wie Weltkonzerne haben hier ihren Hauptsitz oder ein Werk. „Das Land ist einer der größten Produktionsstandorte der Pharma-Industrie in Deutschland“, bestätigt Jasmina Kirchhoff von der Forschungsstelle „Pharmastandort Deutschland“ des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW). Sie hat die neuesten amtlich vorliegenden Statistiken ausgewertet: 2012 gab es im Land 126 pharmazeutische Unternehmen. Und die beschäftigen immer mehr Mitarbeiter: Verdienten 2010 noch knapp 26.000 Frauen und Männer hier ihr Geld, stieg die Zahl binnen fünf Jahren um knapp 4 Prozent auf aktuell 27.000. Möglich macht’s die starke Nachfrage. Allein von 2013 bis 2014 stieg der Produktionswert pharmazeutischer Güter um fast 3,5 Prozent. Auch der Umsatz entwickelt sich erfreulich: Lag er 2010 noch bei 7,4 Milliarden Euro, kletterte der Wert trotz harter Zeiten bis 2014 insgesamt um rund 19 Prozent auf 8,8 Milliarden Euro. Hauptabnehmer ist das Ausland: „Der Exportanteil liegt bei 70 Prozent“, so Kirchhoff. Damit die Produkte an der Weltspitze bleiben, fließen jährlich Milliardenbeträge in die Forschung und Entwicklung. Bezieht man diese Ausgaben auf den Umsatz, gehört der Südwesten zu den „Top Zwei der deutschen Pharmastandorte“, so die Expertin.

In Biberach steht europaweit die größte Produktionsanlage für Biopharmazeutika

Aber auch über die Grenzen hinaus braucht das Land keinen Vergleich zu scheuen: In Biberach etwa steht die europaweit größte Produktionsanlage für Biopharmazeutika. Diese hochkomplexen Medikamente lassen sich nicht über chemische Reaktionen gewinnen, lebende Zellen übernehmen deshalb die Produktion. Zudem sind im Ländle viele Hersteller homöopathischer und pflanzlicher Arzneimittel beheimatet wie Weleda in Schwäbisch Gmünd sowie die Deutsche Homöopathie-Union (DHU) und Dr. Willmar Schwabe in Karlsruhe. Was macht den Standort so attraktiv für die Branche? „Eine Rolle spielt die zentrale und verkehrsgünstige Lage“, erklärt Kirchhoff. Noch wichtiger für die Gesundheitswirtschaft sind aber die vielen klugen Köpfe: „Baden-Württemberg ist eine der hochschulreichsten Regionen Europas“, berichtet die Volkswirtin. Über 100 Hochschulen gibt es hier, darunter neun große Universitäten von Mannheim bis Konstanz. Hinzu kommen noch weitere Institute und Forschungszentren, zum Beispiel von Fraunhofer und Max Planck.