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Leclanché macht die Schifffahrt sauberer – mit Batteriezellen

29.01.2025

Wenn Olaf Luche mit einem Schiff unterwegs ist, achtet er genau auf das Dröhnen und Vibrieren des Motors. Er registriert kritisch den Dieselgeruch. Und ist dann wieder besonders stolz auf das, was er beruflich macht: für E-Mobilität in der Schifffahrt sorgen! Der promovierte Chemiker ist Werkleiter beim Unternehmen Leclanché im badischen Willstädt. Dort bauen 150 Leute große Batteriesysteme für Schiffe.

Die E-Schifffahrt ist ein stark wachsender Markt

„Das Faszinierende daran ist für mich, dass wir die Energiewende aktiv mitgestalten“, sagt der 59-Jährige. Und wie: Ein großes Containerschiff verbraucht pro Tag in etwa 200 Tonnen Treibstoff. Dank Spezial-Batteriezellen wie jenen aus Willstädt schippern inzwischen immer mehr Ozeanriesen mit null Emissionen über die Weltmeere.

Zum Beispiel das Containerschiff „Yara Birkeland“. „Dafür haben wir ein Batteriesystem mit einer Leistung von 6,8 Megawattstunden gefertigt“, erklärt Luche. „Das ist ungefähr das Hundertfache der Leistung der Batterie eines E-Autos.“ Das System verteilt sich im Schiff auf acht Räume.

Die Nachfrage nach solchen Anlagen ist riesig – und steigt weiter an: „Pro Jahr in manchen Märkten sogar um bis zu 30 Prozent“, sagt Luche. Die Produktion in der beschaulichen Gemeinde im Badischen läuft hoch automatisiert und rund um die Uhr.

Und: So etwas wie hier findet man sonst weit und breit nirgends. „Wir sind einer der wenigen Batteriehersteller in Europa, die nicht nur fertige Batteriezellen zu Modulen bündeln, sondern auch die einzelnen Zellen selbst produzieren“, erklärt Luche.

Hier wird auch an neuen Zellchemien geforscht

Die Kollegen beschäftigen sich hauptsächlich mit der Programmierung und Überwachung der Anlagen und auch mit der Qualitätsprüfung. 15 Leute tüfteln in der Entwicklungsabteilung an der Zellchemie und den Fertigungsmethoden – wobei die ohnehin schon ziemlich fortschrittlich sind.

Diese Fabrik kommt nämlich schon seit ihren Anfängen ohne lösungsmittelhaltige Bindemittel aus. „Das ist in der Branche ziemlich unüblich“, sagt Luche. „Unser Verfahren mit wasserbasierten Bindern haben wir ursprünglich entwickelt, um Kosten zu sparen.“

„ An meiner Arbeit fasziniert mich besonders, dass wir die Energiewende mitgestalten können“

Olaf Luche, Werkleiter

Angenehmer Nebeneffekt: Die Produktion ist dadurch auch gleich PFAS-frei. Die Abkürzung steht für Per- und polyfluorierte Alkyl-Substanzen, die schlecht für Mensch und Umwelt sind und daher von der EU massiv eingeschränkt werden.

Das stellt viele Batteriehersteller aktuell vor große Probleme – „uns nicht“, sagt Luche.

So werden Batteriezellen produziert

Und so werden die Batteriezellen hergestellt: Erst wird auf eine Alufolie eine Schicht aus Nickel, Mangan, Kobalt und Lithium aufgebracht, um die Kathode herzustellen. Als Anode dient eine mit Grafit beschichtete Kupferfolie. Die beschichteten Folien werden gepresst und aufeinandergestapelt. Der Folienstapel wird anschließend in einen Beutel gepackt und vakuumiert. Am Ende füllt sich der Beutel über einen Schlauch mit Elektrolyt.

Fertig ist eine Batteriezelle, die aussieht wie ein Postumschlag! Sie ist aber deutlich schwerer und wiegt etwa ein Kilo. Diese Zellen werden im nächsten Schritt am Leclanché-Hauptsitz in der Schweiz zu unterschiedlich großen Modulen und „Racks“ gebündelt – je nachdem, welche Leistung der Kunde braucht.

Die Produktionskapazität soll auf das 10- bis 20-Fache erhöht werden

Rund 500.000 solcher Zellen produzieren die Willstädter ungefähr pro Jahr. Für Luche ist die 10.000-Einwohner-Gemeinde der perfekte Standort dafür: In der Nähe gibt es Top-Hochschulen und Forschungseinrichtungen mit Fachkräftenachwuchs. Und davon wird das Unternehmen künftig noch mehr brauchen.

„Wir wollen unsere Produktionskapazität auf das 10- bis 20-Fache erhöhen“, sagt Luche. „Man kann sagen: Wir entwickeln uns zu einer richtigen Gigafactory.“

Das Unternehmen

  • Leclanché liefert Energiespeicher-Lösungen unter anderem für Schiffe und Bahnen auf Basis der Lithium-Ionen-Zellen-Technologie.
  • Der Hauptsitz ist in der Schweiz, im badischen Willstädt werden seit 2009 Batteriezellen gefertigt.
  • Hier produzierte BASF früher Tonbänder, die ebenfalls beschichtet wurden. Leclanché übernahm einige der Fachkräfte für Beschichtungstechnik.

Autor: Barbara Auer